Gentechnik China baut weltgrößte Klon-Fabrik

100.000 Rinder, Hunde, sogar Rennpferde - das alles will China in einer riesigen Fabrik in Tianjin in Serie klonen. Hinter dem Großprojekt steckt ein zweifelhafter Gentechniker und überführter Fälscher.
Rinder auf einer Farm (Archivbild): In China bald aus dem Labor

Rinder auf einer Farm (Archivbild): In China bald aus dem Labor

Foto: epa Sweet/ picture-alliance/ dpa

Tiere vom Fließband: Die weltgrößte Fabrik zum industriellen Klonen von Haus- und Nutztieren wird derzeit in China gebaut. Die 200 Millionen Yuan (29,4 Millionen Euro) teure Anlage werde Klon-Labore und eine Gen-Datenbank beherbergen. Das hat die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua mitgeteilt. Die Fabrik in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin soll ab kommendem Jahr vor allem Hunde, Rennpferde sowie massenhaft Rinder klonen.

Zunächst sollen 100.000 Klon-Rinder erzeugt werden. Die Produktion solle aber auf eine Million Tiere steigen, wurde der Chef der beteiligten chinesischen Biotech-Firma Boyalife, Xu Xiaochun, in einem Bericht der Firma zitiert. Schließlich hätten chinesische Bauern derzeit Mühe, genügend Rinder zu züchten, um die große Nachfrage zu bedienen. Die neue Fabrik soll darüber hinaus das Klonen von Hunden als Haustiere oder zum Einsatz bei der Polizei anbieten.

Zhu Yi, Professor für Lebensmittelkunde an Chinas landwirtschaftlicher Universität, sagte, es gebe "fast keinen Unterschied" zwischen geklontem und natürlich gezeugtem Vieh. Dennoch dürften Unternehmen Klon-Fleisch nicht ohne eine "rigorose Risikoeinschätzung" und wiederholte Tests zum Verzehr anbieten.

Wo wird das Fleisch verkauft?

An der Anlage ist neben Boyalife auch das südkoreanische Unternehmen Sooam Biotech beteiligt. Dessen Gründer Hwang Woo Suk war im Jahr 2004 in die Kritik geraten, nachdem er in der Fachpresse behauptet hatte, erstmals Stammzelllinien aus einem geklonten menschlichen Embryo entwickelt zu haben. 2005 wurde er durch das erste Klonen eines Hundes bekannt. Anschließend entlarvte ein Untersuchungsausschuss der Universität Seoul im Jahr darauf seine gesamte Forschung mit menschlichen Stammzellen als gefälscht.

Das gemeinsame Unternehmen von Boyalife und Sooam bietet seit vergangenem Jahr in China das Klonen an. Es reproduzierte bereits drei Hundewelpen der Rasse Do Khyi, auch als tibetanische Dogge bekannt. 2014 hatte die Firma Sooam zudem den zwölfjährigen Dackel einer Britin geklont. Zukünftig solle der Service pro Exemplar 60.000 Pfund, umgerechnet knapp 73.000 Euro, kosten, berichteten englische Medien damals.

In sozialen Netzwerken äußerten sich Nutzer beunruhigt über die geplante Klon-Fabrik. Mit Blick auf die Klon-Rinder haben sie Sorge, dass das Fleisch gesundheitsschädlich für den Menschen sein könnte. "Wahnsinn", kritisiert ein anderer Nutzer das Vorhaben, auch Hunde zu klonen. Schon jetzt würden in China viele Hunde getötet, weil niemand sie haben wolle.

joe/AFP
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