Kritik vom Umweltbundesamt Chemie-Firmen entziehen sich EU-Kontrollen

Eigentlich müssen Firmen, die Chemikalien herstellen, diese in der EU registrieren lassen. Laut einem Medienbericht halten sich in Deutschland viele Konzerne jedoch nicht daran. Gesundheitsbedenkliche Produkte könnten im Umlauf sein.
Zerschnittene Puppe

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Foto: Rolf Vennenbernd/ picture alliance / dpa

In Deutschland könnten zahlreiche gesundheits- und umweltgefährdende Chemikalien im Einsatz sein, berichtet die "Süddeutsche Zeitung"  und beruft sich auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Umweltbundesamt. Demnach entziehen sich Firmen gezielt eigentlich vorgeschriebenen Kontrollen von Chemikalien.

Dadurch könnten Alltagsgegenstände wie Spielzeug, Lebensmittel, Kosmetika und Möbel im Umlauf sein, die nicht hinreichend auf ihre Sicherheit geprüft wurden. Laut einer Auswertung des BfR, die dem SPIEGEL vorliegt, verstoßen derzeit mindestens ein Drittel der Chemikalien gegen EU-Auflagen. Allerdings gehe es in vielen Fällen vor allem um formale Mängel.

Eigentlich müssen Unternehmen bereits seit 2010 alle Chemikalien, die sie verwenden oder herstellen durch die Europäische Chemikalienagentur Echa prüfen und registrieren lassen. Dafür müssen die Firmen alle Daten und Studien offenlegen, die mögliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit aufzeigen.

Obwohl letzte Fristen bereits seit Monaten abgelaufen seien, widersetzten sich Firmen der Regelung. "Viele Firmen haben lückenhafte Daten vorgelegt. Relevante Tests fehlen", sagte Nannett Aust, Leiterin des Fachgebiets Chemikalien beim Umweltbundesamt, der "Süddeutschen Zeitung".

"Sehr besorgniserregend"

Dadurch fehlten beispielsweise gesicherte Informationen über die Unbedenklichkeit für Schwangere und Ungeborene. Insgesamt sei die Entwicklung "sehr besorgniserregend". Wie groß die potentielle Gefahr ist, lasse sich jedoch nicht abschätzen. Laut Umweltbundesamt werden derzeit 140.000 Chemikalien eingesetzt, registriert seien aber nur 21.500.

Der sorglose Umgang der Industrie mit Chemikalien wird seit einigen Jahren kritisch gesehen. Einige Bestandteile in Plastik können beispielsweise wie Hormone wirken und stehen im Verdacht, sich auf die Entwicklung von Kindern und die Fruchtbarkeit auszuwirken. Ein Beispiel dafür ist der Weichmacher Bisphenol A, in Babyflaschen ist der Stoff seit 2011 verboten.

koe
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