Kernenergie Krümmel wurde trotz Metallspänen im Reaktor hochgefahren
Das Kernkraftwerk Krümmel ist Mitte Juni nach zweijährigen Reparaturarbeiten wieder angefahren worden, ohne dass ein von der Atomaufsicht gefordertes "Konzept zur Vermeidung des Eintrags von Fremdkörpern" in den Reaktordruckbehälter vollständig umgesetzt war.
Dies bestätigte am Freitag das zuständige Kieler Sozialministerium dem SPIEGEL. Hintergrund: Bereits im Jahr 2007 war entdeckt worden, dass im Kernkraftwerk Krümmel Metallspäne vier Brennelemente im Reaktor beschädigt hatten.
Dies geht aus einem "Sachstandsbericht" hervor, der von Beamten der Abteilung Reaktorsicherheit und Strahlenschutz des Sozialministeriums in Kiel im Februar 2008 vorgelegt worden war. Darin heißt es, Ursache der festgestellten "Schäden an den Hüllrohren von Brennstäben" seien "Fremdkörper (dünne Metallspäne), die beim Betrieb zwischen die Brennstäbe gespült wurden und diese örtlich durchgescheuert haben".
Vermeidung von Fremdkörpern "teilweise umgesetzt"
Eine Zuordnung der Späne "zu einem Herkunftsort" sei auch nach chemischer Analyse nicht möglich gewesen. "Die schadhaften Brennstäbe wurden ausgetauscht." Anschließend seien sicherheitshalber noch über hundert der 840 Brennelemente untersucht worden. Dabei wurden an weiteren fünf Brennstäben aus fünf Brennelementen "Scheuerstellen gefunden".
Als "Schlussfolgerung für den weiteren Anlagenbetrieb" notierten die Beamten: "Die Aufsichtsbehörde hat von der Betreiberin die Vorlage eines Konzeptes zur künftigen Vermeidung des Eintrags von Fremdkörpern verlangt. Dieses ist zwischenzeitlich vorgelegt worden und befindet sich in Begutachtung durch die Sachverständigen."
Laut Oliver Breuer, Sprecher des Kieler Sozialministeriums, sind "die auffälligen fünf Brennelemente ausgetauscht worden". Aber: "Das Konzept zur Vermeidung von Fremdkörpern, bestehend aus mehreren Maßnahmen" sei bislang nur "teilweise umgesetzt" und werde "teilweise noch begutachtet", sagte Breuer dem SPIEGEL.
Trotzdem wurde das Atomkraftwerk nach zweijähriger Pause am 19. Juni wieder angefahren, musste aber schon 15 Tage danach, wegen eines Transformatorschadens, schnell abgeschaltet werden. Insider berichteten, vor dem Neustart seien Reinigungsarbeiten zur Beseitigung von Metallspänen unterblieben (SPIEGEL 29/2009).
Vattenfall hatte dies dementiert, aber dennoch einräumen müssen, dass vor dem Neustart Metallspäne im Reaktor entdeckt worden waren. Nach der Schnellabschaltung des Reaktors wurde dann ein defektes Brennelement entdeckt. "Zurzeit", gab Vattenfall am 16. Juli bekannt, gebe es "keine Hinweise, dass der Schaden durch Metallspäne verursacht wurde".