Studie zu Kondensstreifen
Forscher empfehlen neue Flugrouten für mehr Klimaschutz
Was so harmlos aussieht, ist enorm klimaschädlich: Kondensstreifen tragen zur Erderwärmung bei. Wissenschaftler haben herausgefunden, wie sich der schädliche Effekt abschwächen ließe.
Kondensstreifen am Himmel über Frankfurt am Main (Archivbild): Ähnlicher Treibhauseffekt wie Kohlendioxid
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpa
Wer bei geringer Bewölkung in den Himmel blickt, kann sie gut erkennen: Weiße, wattige Linien, die sich hinter Flugzeugen bilden. Kondensstreifen halten sich in der Regel nur wenige Minuten am Himmel, dann lösen sie sich auf und verschwinden wieder.
Doch was so weiß und harmlos aussieht, ist in Wahrheit schmutzig und enorm klimaschädlich. Denn Kondensstreifen entstehen dadurch, dass in den Flugzeugtriebwerken normalerweise nicht alle Bestandteile des Treibstoffs verbrannt werden. Es kommt zu einem Ausstoß von Kohlenstoffpartikeln. Diese Partikel wiederum bilden eine Oberfläche, auf der Luftfeuchtigkeit kondensiert, wodurch Eiswolken entstehen. Indem sie verhindern, dass Wärme von der Erde ins All abstrahlt, haben Kondensstreifen einen ähnlichen Treibhauseffekt wie Kohlendioxid.
Forscher gehen davon aus, dass die durch Kondensstreifen entstandenen Eiswolken in den vergangenen Jahren mehr zum Anstieg der globalen Temperatur beigetragen haben als alles CO2, das seit Beginn der Luftfahrt in die Atmosphäre gelangt ist. Vor allem der jährlich zunehmende Flugverkehr und Flugrouten in immer größeren Höhen begünstigen demnach die Entstehung der Eiswolken. In großer Höhe können sich Kondensstreifen mit eisigen Zirruswolken verbinden und dadurch bis zu 18 Stunden am Himmel bleiben.
Zwei Prozent der Flüge verursachen 80 Prozent der Erwärmung
Für eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift "Environmental Science & Technology" veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler nun untersucht, wie sich der klimaschädliche Effekt von Kondensstreifen reduzieren ließe. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass bereits eine geringe Anpassung der Flugbahnen positive Auswirkungen haben könnte.
Für die Studie kombinierte das Forscherteam vom Imperial Collge London und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verschiedene Daten und Rechenmodelle. Sie bezogen die Kohlenstoffemissionen von unterschiedlichen Flugzeugtriebwerken ebenso mit ein wie detaillierte Wetterinformationen und Schätzungen zu den Klimaauswirkungen von Kondensstreifen.
Anhand einer Analyse des Luftraums über Japan fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich 80 Prozent der durch Kondensstreifen verursachten Erwärmung der Atmosphäre auf nur 2,2 Prozent der Flüge zurückführen lassen. In einem zweiten Schritt zeigten sie, dass die Erwärmungswirkung der Kondensstreifen im betrachteten Luftraum um gut 59 Prozent reduziert werden könnte, wenn 1,7 Prozent der Flugzeuge etwa 2000 Fuß (rund 610 Meter) niedriger oder höher fliegen würden, als ursprünglich geplant. Wesentlich sei es hierbei, Zirruswolken zu umgehen, um den Effekt langanhaltender Kondensstreifen zu vermeiden.
Zwar können solche Umleitungen Flugbahnen verlängern und den CO2-Ausstoß dadurch nachweislich erhöhen. Die Forscher argumentieren jedoch, dass sich der positive Klimaeffekt halten lässt, wenn nur jene Flüge umgeleitet werden, die mit ihren Kondensstreifen am stärksten zur Erwärmung beitragen. Wenn außerdem weniger klimaschädliche Triebwerke eingesetzt würden, könne der Treibhauseffekt der Kondensstreifen langfristig um fast 92 Prozent reduziert werden.