Krieg der Zukunft
Terroristenjagd per Joystick im Schichtdienst
Der Krieg der Zukunft hat schon begonnen: In Afghanistan und im Irak setzt die US-Armee auf unbemannte Flugzeuge. Die Roboterkrieger in der Luft werden von Piloten gesteuert, die in der Wüste von Nevada in einem Container sitzen - und nach der Schicht mit dem Auto nach Hause fahren.
Auf dem Schlachtfeld der Zukunft soll es keine Toten mehr geben - zumindest nicht in den eigenen Reihen. Das ist die Vision der Pentagon-Strategen - und sie ist in Ansätzen schon heute Realität. Im Irak und in Afghanistan setzt die US-Armee immer häufiger Drohnen ein, auch UAV (Unmanned Aerial Vehicle) genannt. Die unbemannten Flugzeuge sind nicht nur mit hochauflösenden Kameras bestückt, sondern können auch Bomben abwerfen oder Raketen abfeuern.
So wird der Krieg zu einer Art Videospiel: Die in Echtzeit gelieferten Videobilder werden ausgewertet, Informationen an die Bodentruppen weitergeleitet. Gesteuert werden die UAVs von Piloten am Boden - und die müssen nicht einmal in der Nähe des Geschehens sein. Tausende Kilometer von Afghanistan entfernt tun die Soldaten auf einem Militärstützpunkt bei Las Vegas Dienst. Sie bedienen die Drohnen per Joystick. Mit Hilfe von Videobildern beobachten sie, was am Boden vor sich geht. Auf Knopfdruck können sie die Raketen abfeuern, die an den Drohnen befestigt sind.
In der amerikanischen Öffentlichkeit lässt sich diese Art von Kriegsführung gut verkaufen: Das Leben der eigenen Soldaten ist nicht in Gefahr, gleichwohl können die Taliban wirksam bekämpft werden. Der Mythos vom sauberen Krieg mit den angeblich chirurgisch präzisen Angriffschlägen wird so gepflegt - auch wenn längst klar ist, dass zivile Opfer, im Militärjargon Kollateralschäden, kaum zu vermeiden sind.
Doch von den schwerbewaffneten Maschinen gehen auch Gefahren für eigene Truppen und die Zivilbevölkerung aus. Um zu verhindern, dass die Blechkameraden zu Kriegsverbrechern werden, haben
US Army und Navy sogar schon Ethikexperten um Rat gebeten. Diese sollen helfen, den Killermaschinen moralische Grundsätze beizubringen, sofern dies überhaupt möglich ist.
Mehr zum Thema erfahren Sie am Sonntag im SPIEGEL TV Magazin:
"Luftangriff per Knopfdruck - die blutigen Folgen 'sauberer' Kriegsführung" (13.09.2009 um 22:25 Uhr direkt nach dem Kanzlerduell auf RTL)
5 BilderHightech-Gefecht: Kämpfen mit dem Joystick
1 / 5
Drohne "Predator" (bei Testflug auf der Creech Air Force Base in Indian Springs, Nevada): Gesteuert werden die UAVs von Piloten am Boden.
Foto: Ethan Miller/ AFP
2 / 5
Letzter Check: Ein US-Soldat überprüft die "Hellfire"-Rakete, die an der "Predator"-Drohne befestigt ist.
Foto: AFP
3 / 5
Drohne MQ-9 "Reaper": Im modernen Krieg sollen eigene Soldaten keine Risiken mehr eingehen müssen - so zumindest die Vision.
Foto: SENIOR AIRMAN LARRY E. REID JR./ AP
4 / 5
Drohne auf der Creech Air Force Base in Indian Springs (Nevada): Roboter und unbemannte Flugzeuge übernehmen die gefährlichen Kampfeinsätze.
Foto: Ethan Miller/ AFP
5 / 5
Parade auf dem Rollfeld: Mit UAVs wie MQ-9 "Reaper" (hinten) und MQ-1B "Predator" bekämpft die US-Armee schon heute aufständische Taliban in Afghanistan.