"Euro Hawk"-Programm Super-Drohne der Bundeswehr absolviert ersten Testflug
Manching - Vor mehr als einem Jahr ist die erste "Euro Hawk"-Drohne in Deutschland angekommen. Eigentlich sollte sie schon im Mai einsatzbereit sein - aber erst am Freitag ist der Prototyp in Manching bei Ingolstadt zum ersten Testflug gestartet.
Wie das EADS-Rüstungsunternehmen Cassidian mitteilte, sei der unbemannte Jet um 10.36 Uhr gestartet und habe in einem spiralförmigen Steigflug seine Testflughöhe von mehr als 15.000 Metern erreicht, die deutlich über der Flughöhe normaler Passagierflugzeuge liegt. Bei dem etwa sechsstündigen Testflug sei die Technik zum Sammeln und Auswerten von Funk- und Radarsignalen erprobt worden.
Wie ein Sprecher des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) erklärte, soll der "Euro Hawk"-Prototyp im letzten Quartal 2013 dem Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" in Schleswig-Jagel übergeben werden - sofern es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt.
Der "Euro Hawk" basiert auf der "Global Hawk"-Drohne des US-Konzerns Northrop Grumman, die bereits seit Jahren von der US-Luftwaffe eingesetzt wird. Die Sensorik hat Cassidian jedoch speziell für die Bundeswehr entwickelt. Schon die Ausmaße des RQ-4 "Euro Hawk" sind gewaltig: Seine Spannweite von 40 Metern übertrifft die eines mittelgroßen Verkehrsjets wie des Airbus A320, er ist fast 15 Tonnen schwer und 14,5 Meter lang. 30 Stunden soll die Drohne pausenlos in der Luft bleiben und dabei fast 25.000 Kilometer zurücklegen können.
Verzögerungen wegen technischer Schwierigkeiten
Die Komplexität des Systems sei ein Grund für die Verzögerungen im "Euro Hawk"-Programm, so der BAAINBw-Sprecher: Es sei das erste Mal, dass die Bundeswehr ein unbemanntes Flugzeug dieser Größenordnung in Betrieb nehme. "Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Umfang und die Qualität der Nachweisführung für eine deutsche militärische Verkehrszulassung", sagte der Sprecher SPIEGEL ONLINE.
Dazu habe man die Ergebnisse der bereits in den USA durchgeführten Erprobungsflüge intensiv ausgewertet. Auch die deutsche militärische Zulassungsbehörde habe Analysen durchgeführt. "Dieser Prozess gestaltet sich aufwendig und zeitintensiv", so der Sprecher. Auch "direkte Abhängigkeiten" vom "Global Hawk"-Programm der US-Luftwaffe hätten zu Verzögerungen geführt. Am Ende sei auch noch schlechtes Wetter dazugekommen: Vereiste Landebahnen hätten den für Mitte Dezember geplanten Erstflug verhindert.
Die Einbindung eines derart großen unbemannten Flugzeugs in den intensiv genutzten Luftraum Westeuropas hält man bei der Bundeswehr offenbar für unproblematisch. Die Flughöhe des "Euro Hawk" liege deutlich über der von Verkehrsflugzeugen. "Interessenkonflikte bezüglich Flughöhen und -routen existieren somit nur sehr begrenzt", so der BAAINBw-Sprecher.
Groß sind nicht nur die Ausmaße der Drohne, sondern auch ihre Kosten: 570 Millionen Euro hat die Bundeswehr allein für den Prototyp gezahlt. Insgesamt sind für die Beschaffung von fünf "Euro Hawk"-Exemplaren 1,2 Milliarden Euro eingeplant. Da die Drohne feindliche Raketen- oder Radarstellungen aufspüren und zugleich auch Radio- und Fernsehsendungen mitschneiden kann, liegt ihr künftiges Einsatzgebiet wohl in Kriegs- und Krisenregionen wie Afghanistan.