LHC bei Genf Teilchenbeschleuniger verdreifacht Energie-Rekord

Neue Bestmarke für den weltgrößten Teilchenbeschleuniger bei Genf: Der LHC hat Protonen mit bislang unerreichter Energie kreisen lassen. Die Riesenmaschine hat nun den Betriebswert erreicht, mit dem die Forscher dauerhaft arbeiten wollen.
Teilchenbeschleuniger LHC: Betriebsenergie erreicht

Teilchenbeschleuniger LHC: Betriebsenergie erreicht

Foto: ddp

Genf - Der Large Hadron Collider (LHC) hat erneut einen Rekord aufgestellt: Die beiden Protonenstrahlen jagten am Freitag mit jeweils 3,5 Billionen Elektronenvolt durch den ringförmigen, 27 Kilometer langen Tunnel an der schweizerisch-französischen Grenze. Damit übertraf der weltgrößte Teilchenbeschleuniger seine eigene Bestmarke um fast das Dreifache: Im November waren die beiden Strahlen mit jeweils 1,18 Teraelektronenvolt (TeV) durch die Röhre geschossen. In einer zweieinhalb Monate langen Winterpause war der Teilchenbeschleuniger weiter verbessert worden, nachdem es zuvor beim Start des Projekts massive Probleme gegeben hatte.

"Dass wir die Strahlen auf 3,5 TeV bekommen haben, bestätigt die Stimmigkeit des gesamten LHC-Konstruktion und die Fortschritte, die wir seit dem Zusammenbruch im September 2008 gemacht haben", sagte Steve Myers, Direktor für Beschleuniger und Technologie am Cern, am Freitag.

Bereits in den kommenden Tagen wollen die Forscher damit beginnen, die beiden 3,5-TeV-Protonenstrahlen aufeinanderprallen zu lassen. In den nächsten 18 bis 24 Monaten soll der LHC dann durchgehend mit insgesamt 7 TeV laufen, bevor er 2012 routinemäßig für ein Jahr heruntergefahren wird. Anschließend wollen die Forscher den Beschleuniger für eine Energie von 14 TeV aufrüsten und ihn 2013 wieder anlaufen lassen.

Den Forschern geht es vor allem um die Entdeckung eines bisher nur in der Theorie definierten Teilchens der Elementarphysik, des Higgs-Bosons. Es soll anderen subatomaren Teilchen Masse verleihen - und damit allen Dingen im Universum. Nachgewiesen wurde das Teilchen allerdings bisher noch nicht.

Mit der Anlage an der französisch-schweizerischen Grenze sollen zudem wissenschaftliche Rätsel zur Entstehung des Universums und zur Struktur der Materie gelöst werden. Dazu wollen die Forscher Bedingungen wie unmittelbar nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren erzeugen. Bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit werden Teilchen bei den Experimenten beschleunigt, um sie dann aufeinanderprallen zu lassen.

mbe/DAPD
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