Chemie-Nobelpreis 2019 Drei Batterieforscher ausgezeichnet

Die Schwedische Akademie der Wissenschaften hat entschieden: John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino gewinnen den Chemie-Nobelpreis.
Forscher Goodenough, Whittingham und Yoshino (v.l.)

Forscher Goodenough, Whittingham und Yoshino (v.l.)

Foto: Nobel Media 2019/ Niklas Elmehed

Der Nobelpreis für Chemie geht an drei verschiedene Wissenschaftler: John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino. Die Forscher werden für ihre Beiträge in der Batterieentwicklung ausgezeichnet. Ihre Arbeit habe die Grundlagen für Lithium-Ionen-Batterien gelegt, hieß es zur Begründung (einen Hintergrundartikel dazu lesen Sie hier).

Goodenough ist US-Amerikaner und mit 97 Jahren der älteste Preisträger bisher. Er wurde aber in Jena geboren und arbeitet an der University of Texas in Austin. Whittingham ist Brite und forscht ebenfalls in den USA, an der Binghamton University im Bundesstaat New York. Yoshino stammt aus Japan, er arbeitet an der Meijo University in Nagoya.

Bereits in den Siebzigerjahren legte Stanley Whittingham die Grundlagen für leistungsfähige und leichte Akkus, die heute in vielen elektronischen Geräten wie Smartphones oder Laptops verbaut werden. Damals arbeitete er mit Supraleitern und stieß dabei auf neuartige Kathoden aus einer Titanverbindung, aus denen er eine Lithiumbatterie baute. Allerdings war diese Batterie noch recht schwach. Zudem drohte sie zu explodieren, deshalb war sie noch nicht serienfähig.

Ein leichter und leistungsfähiger Akku

Goodenough gelang es in den Achtzigerjahren schließlich, die Spannung der Batterie von zwei auf vier Volt zu verbessern. Dafür verwendete er andere Kathoden und setzte Kobaltoxid ein. Aber erst Yoshino gelang es, 1985 die erste kommerziell erhältliche Lithium-Ionen-Batterie zu entwickeln. Er baute einen leichten Akku, der Hunderte Male wieder aufgeladen werden kann.

"Lithium-Ionen-Batterien haben unser Leben revolutioniert", schreibt das Nobelpreiskomitee in seiner Begründung. Die Arbeit der Forscher hat den Grundstein für diese Revolution gelegt. Unsere mobile und digitale Welt, in der jeder mit seinem Smartphone unterwegs Musik hören oder Videos anschauen kann, wäre ohne solche Batterien nicht denkbar.

Laut dem Testament von Alfred Nobel soll der Preis jedes Jahr an diejenigen gehen, die "der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". In diesem Jahr erfüllen die Preisträger die Vorgaben vollständig. Und auch in Zukunft wird die Arbeit der Forscher relevant sein. Denn für eine Automobilwelt ohne fossile Brennstoffe wird man weiter in die Entwicklung von leistungsfähigen Akkus investieren müssen.

Der Chemie-Nobelpreis ist die höchste Auszeichnung für Chemiker. Er wird von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergeben und ist seit diesem Jahr mit neun Millionen schwedischen Kronen dotiert. Das sind umgerechnet ungefähr 830.000 Euro.

Fabrik mit Lithium-Ionen-Batterien in China

Fabrik mit Lithium-Ionen-Batterien in China

Foto: CHINATOPIX/AP/dpa

Der Preis wird seit 1901 verliehen. Seiher gab es, die nun ausgezeichneten Wissenschaftler noch nicht eingerechnet, 181 Preisträger, darunter 176 Männer und fünf Frauen. Als einziger zwei Mal gewann der Brite Frederick Sanger den Preis: 1958 für die Aufklärung der Insulin-Struktur und 1980 gemeinsam mit Paul Berg und Walter Gilbert für Arbeiten zur Bestimmung der Basenabfolge im Erbgut.

Chemie war auch der Forschungsschwerpunkt von Nobelpreis-Gründer Alfred Nobel. 2018 erhielten Frances Arnold, Gregory Winter und George Smith die Auszeichnung. Arnold bekam den Preis für die Entwicklung umweltfreundlicher Enzyme, um etwa Biosprit herzustellen. Winter und Smith haben Methoden entwickelt, um besonders gezielt arbeitende Antikörper gegen Krankheiten zu schaffen (mehr dazu lesen Sie hier).

Den diesjährigen Nobelpreis für Physik erhielten am Dienstag der Kanadier James Peebles sowie die Schweizer Michel Mayor and Didier Queloz. Peebles wurde für seine theoretischen Arbeiten über die Evolution des Universums ausgezeichnet. Mayor und Queloz haben 1995 erstmals einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist (mehr dazu lesen Sie hier).

Der Medizin-Nobelpreis 2019 ging an William Kaelin und Gregg Semenza und Peter Ratcliffe*. Die Forscher wurden für ihre Untersuchungen zur Sauerstoffversorgung von Zellen ausgezeichnet (mehr dazu lesen Sie hier).

joe
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