
WM-Sticker: Verblüffende Details auf Panini-Pressefotos
Panini-WM-Sticker Das Bilderrätsel
Wie gut, dass es aufmerksame Leser gibt. Die statistische Analyse von 23.839 Panini-Stickern hatte einige Ungereimtheiten ergeben. Die Daten der Sticker stammen von SPIEGEL-ONLINE-Lesern, das Thema wurde auch im Forum des Artikels kontrovers diskutiert. Aufgefallen war, dass einzelne Länder wie Deutschland und Kroatien deutlich häufiger vertreten sind als etwa England, die USA und die Niederlande. Über die Gründe dieser Ungleichverteilung kann man trefflich spekulieren, auch purer Zufall ist als Erklärung denkbar.
Doch ein SPIEGEL-ONLINE-Leser hat noch etwas genauer hingeschaut und ein interessantes Detail entdeckt. Auf zwei PR-Fotos von Panini sind große Bögen zu erkennen, die mit den Spielern mehrerer Mannschaften bedruckt sind. Diese Bögen werden später zerschnitten und die Aufkleber anschließend in Fünferpacks in Tüten gesteckt.
Das erste Foto zeigt einen Bogen, auf dem die Teams Portugal, Mexiko, Japan, Italien, Griechenland, Ghana und Deutschland zu erkennen sind. PR-Foto Nummer zwei macht offensichtlich den unteren Teil dieses Bogens sichtbar: Zu erkennen sind neben Deutschland auch Frankreich, Kroatien, Kolumbien, Elfenbeinküste und Argentinien, insgesamt also zwölf Teams.

Panini-Sticker-Analyse: Deutschland stark, Niederlande schwach
Zwölf Spitzenreiter auf einem Bogen
Wenn man nun noch einmal auf die Stickerstatistik der SPIEGEL-ONLINE-Leser, sortiert nach Ländern, schaut, wird klar, was offenbar hinter der ungleichen Verteilung steckt. Ausgerechnet die zwölf Länder, die in der Statistik mit den meisten Aufklebern die Plätze von eins bis zwölf belegen, werden auch gemeinsam auf einen Bogen gedruckt. Kann das noch Zufall sein? Wohl kaum.
Es gibt noch viel mehr PR-Fotos aus der Panini-Fabrik als die beiden, die bereits auf SPIEGEL ONLINE gezeigt wurden. Wenn man sich diese Fotos anschaut, wird offensichtlich, dass es noch mindestens zwei weitere Bögen mit Aufklebern gibt.
Jeder dieser Bögen bietet Platz für 200 Motive. Wenn man alle 17 Porträts einer Mannschaft nimmt, reicht ein Bogen nahezu für 12 Teams (12 x 17 = 204). Ein zweiter Bogen, der auf mehreren Fotos im PR-Archiv gezeigt wird, enthält offensichtlich Sticker der Teams Ecuador, England, Costa Rica, Kamerun, Chile, Brasilien, Bosnien-Herzegowina, Belgien, Australien, Algerien, Schweiz und Russland. Die übrigen Teams sind wahrscheinlich auf einem dritten Bogen abgedruckt.
Warum aber sind die Sticker von zwölf Teams, die gemeinsam auf einem Bogen gedruckt werden, deutlich häufiger als die Aufkleber der 20 anderen Mannschaften? Die Pressestelle des deutschen Panini-Ablegers mit Sitz in Stuttgart hält die Hinweise auf Ungereimtheiten für nicht stichhaltig.
Signifikanztest nicht bestanden
"Wir halten an unserer Aussage fest, dass alle Sticker in gleicher Anzahl gedruckt werden, folglich alle Sticker in gleicher Menge im Markt verfügbar sind", sagt Panini-Sprecherin Christine Fröhler. Eine Stichprobe müsse mehrere Millionen Sticker umfassen, nicht nur 24.000, um daraus repräsentative Schlussfolgerungen zu ziehen.
Sollte die letzte Aussage der Sprecherin wirklich zutreffen, wären statistische Analysen wie etwa beim Test neuer Medikamente oder bei Meinungsumfragen kaum möglich. Denn dabei wird zwangsläufig mit kleineren Stichproben gearbeitet.
Den Chi-Quadrat-Anpassungstest , ein übliches Verfahren, um Stichproben zu überprüfen, bestehen die 23.839 Aufkleber übrigens nicht, wenn man annimmt, dass die 32 Länder gleich verteilt sein sollen. Demnach scheint eine Gleichverteilung unwahrscheinlich. Untersucht man nur die 20 Länder, die nicht auf den Bogen zusammen mit Deutschland und Kroatien gedruckt sind, ist das Signifikanzkriterium hingegen erfüllt - man kann davon ausgehen, dass sie gleich verteilt sind. Das Signifikanzniveau lag bei beiden Berechnungen bei fünf Prozent.
Was könnte hinter der Ungleichverteilung der Länder stecken? Möglicherweise ist die Stickerlogistik in der Panini-Fabrik nicht perfekt, sodass phasenweise die 200 Aufkleber eines Bogens in erhöhter Menge in den Tütchen landen. Vielleicht sollen die Käufer in Deutschland aber auch etwas häufiger als erwartet die Sticker deutscher Spieler bekommen. Wir wissen es nicht.
Noch eine Bemerkung zum Schluss: Man kann nicht vollkommen ausschließen, dass die Daten der 23.839 Panini-Sticker manipuliert wurden, schließlich handelt es sich dabei um nicht verifizierbare Eingaben in ein Webformular. Angesichts Tausender per Hand eingetippter Zahlen ist das aber wohl eher unwahrscheinlich.