Panne in Fukushima Leck stoppt die Reinigung von radioaktivem Wasser

Es war ein Forschritt im Kampf gegen die nukleare Katastrophe: Eine Anlage sollte das radioaktive Kühlwasser in der Atom-Ruine Fukushima reinigen - doch prompt kommt der Rückschlag. Ein Leck hat die Reinigung der verseuchten Brühe gestoppt.
Tanks in Fukushima: Anlage soll radioaktives Wasser aufbereiten

Tanks in Fukushima: Anlage soll radioaktives Wasser aufbereiten

Foto: Tepco/ dpa

Tokio - Die Wiederaufbereitung des radioaktiv kontaminierten Wassers bereitet den Tepco-Ingenieuren im japanischen Atomkraftwerk Fukushima weiter Probleme: Am Montag hatte der Betreiber noch mitgeteilt, dass die Anlage funktionierte. Ein Wasserkreislauf sei hergestellt, die Reaktoren könnten von nun an mit aufbereitetem Wasser gekühlt werden - das Dilemma mit den riesigen Mengen radioaktiven Wassers schien ein Ende zu haben.

Doch offenbar hat sich Tepco zu früh gefreut: Nur wenige Stunden nach Inbetriebnahme der Anlage musste die Dekontamination wieder gestoppt werden. Ursache sei ein Leck, ließ der Betreiber wissen.

Seit dem Erdbeben vom 11. März und dem anschließenden Tsunami hatte Tepco tonnenweise Wasser in die stark beschädigten Reaktoren gepumpt, um diese zu Kühlen und eine weitere Kernschmelze zu verhindern. Auf diese Weise sammelten sich rund 110.000 Tonnen radioaktiv kontaminierten Wassers an; nach wie vor drohen die Auffangbehälter überzulaufen. Wann die Dekontamination wieder fortgesetzt werden kann, war zunächst unklar. Laut Tepco konnte das Problem jedoch behoben werden.

Zwei neue Posten im japanischen Kabinett

Während Tepco alle Hände voll zu tun hat, die nukleare Krise in den Griff zu bekommen, steigt der Druck auf Ministerpräsidenten Naoto Kan. Dieser hat nun zur Bewältigung der Katastrophe zwei neue Posten in seinem Kabinett geschaffen. Kan beförderte am Montag seinen Sonderberater in der Atomkrise, Goshi Hosono, in den Rang eines Ministers und berief den bisherigen Katastrophenschutzminister Ryu Matsumoto in das neue Ministerium für Wiederaufbau.

Kan selbst bekräftigte zudem seine Zusage zu einem Rücktritt. Als Bedingungen nannte er jedoch erneut, dass das Parlament zuvor Gesetze zur Finanzierung des Wiederaufbaus und zu erneuerbaren Energien absegnen müsse. Parteifreunden zufolge könnten diese Voraussetzungen Ende Juli oder Anfang August gegeben sein.

Der 39-jährige Hosono hatte nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe, die im März zu dem Atomunfall in der Anlage Fukushima führte, eine Schlüsselrolle in der Abstimmung zwischen der Regierung und dem Kraftwerksbetreiber Tepco übernommen. Der 60-jährige Matsumoto war als Umwelt- und Katastrophenschutzminister bereits mit den Aufräumarbeiten im schwer zerstörten Nordosten des Landes betraut und ist nun ausschließlich damit beschäftigt.

In einer Umfrage sprach sich einer klare Mehrheit der Befragten dagegen aus, vom Netz genommene Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Wie aus einer am Montag von der konservativen Wirtschaftszeitung "The Nikkei" veröffentlichten Umfrage hervorgeht, sind fast 70 Prozent der 893 Befragten gegen eine Wiederaufnahme des Reaktorbetriebs. 47 Prozent sprachen sich dafür aus, die Zahl der Reaktoren zu verringern, während 21 Prozent für eine Schließung aller Atomkraftwerke im Land plädierten.

Vor der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März hatten die 54 Atomreaktoren rund 30 Prozent des japanischen Strombedarfs gedeckt. Nach dem Unglück in Fukushima-Daichii wurde der Betrieb in 35 Atomkraftwerken im Zuge von Sicherheitsprüfungen und Wartungsarbeiten eingestellt. Der neue Minister Hosono wurde zudem damit beauftragt, die Bemühungen zum Stromsparen zu koordinieren. Wegen der Atomkrise wird in Japan in diesem Sommer mit wiederholten Stromausfällen gerechnet.

cib/dapd/AFP
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