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Projekt Ocean Cleanup: Plastik aus dem Ozean fischen

Foto: Erwin Zwart/ The Ocean Cleanup

Plastikmüll Ozeanreinigung soll schon 2018 starten

Es ist ein ambitioniertes Projekt: Finanziert durch Crowdfunding und Spenden sollen die Ozeane von Plastikabfällen befreit werden. Dank einer verbesserten Methode wollen die Macher bereits im nächsten Jahr Müll aus dem Pazifik fischen.

Das Projekt Ocean Cleanup will früher als ursprünglich geplant mit seiner Säuberungsaktion im Pazifischen Müllstrudel starten. Eine neue Methode soll es ermöglichen, schon in den kommenden zwölf Monaten damit zu beginnen, Milliarden von Plastikteilen aus den Ozeanen zu fischen.

Die Erfindung des 22-jährigen Niederländers Boyan Slat nutzt die Meeresströmung, um den Müll in schwimmende Barrieren zu treiben. Losgehen soll es im Pazifik zwischen Hawaii und der Küste Kaliforniens, wo weltweit der meiste Plastikmüll im Meer treibt. Binnen fünf Jahren solle die Hälfte des dortigen Mülls eingesammelt werden. Eigentlich war der Projektstart erst für 2020 geplant.

Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Angaben von Meeresforschern jedes Jahr in den Weltmeeren. Ein großer Teil konzentriert sich aufgrund der Meeresströmungen auf fünf Gebiete, teilt das Projekt Ocean Cleanup mit.

Plastik wird äußerst langsam abgebaut. Slat präsentierte bei der Ankündigung am Donnerstag in Utrecht eine intakte Plastikflasche aus dem Jahr 1977, die im vergangenen Jahr aus dem Pazifik gefischt wurde.

Die beim Abbau des Plastiks entstehenden winzig kleinen Teilchen gelangen in die Nahrungskette - mit gravierenden Folgen für die Ökosysteme der Meere. Zudem verfangen sich Schildkröten, Fische oder Delfine in dem Müll oder schlucken Teile, die sie nicht verdauen können.

Neue Methode

Nun wurde die ursprüngliche Idee aufgegeben, eine 100 Kilometer lange V-förmige Barriere, die am Meeresboden verankert ist, im Wasser auszulegen. Stattdessen soll es eine große Barriere zusammen mit vielen kleineren Barrieren geben. Dies sei effektiver und zugleich kostengünstiger sagte Slat.

Jede der bis zu 30 kleineren Barrieren soll ein bis zwei Kilometer lang sein. Sie sollen zudem nicht am Meeresgrund verankert sein, sondern von einem speziellen Treibanker gehalten werden, der die Barrieren langsamer treiben lässt als das Plastik nahe der Wasseroberfläche, sodass der Müll aufgehalten wird. Derzeit wird das System in Kalifornien produziert.

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Plastikabfall: Der Müll im Meer

Foto: PNAS

Ein kleiner Prototyp wurde im Juni vor der holländischen Küste getestet. Finanziert wurde der 1,5 Millionen Euro teure Test durch Crowdfunding und Spenden. Auch die niederländische Regierung beteiligte sich an der Finanzierung.

Zweifel an der Wirksamkeit

Noch ist allerdings unklar, ob das System auch in großem Maßstab im Ozean funktionieren wird. Ingenieure haben Zweifel, dass die Barrieren den Kräften des Pazifiks standhalten können. Umweltschützer monieren zudem, dass es günstiger sei, den Plastikmüll ganz zu vermeiden statt ihn aufwendig aus dem Wasser zu fischen. Die Plastikfischerei könne Anstrengungen zur Müllvermeidung sogar konterkarieren.

Der niederländische Meeresforscher Jan van Franeker hält es für Verschwendung, in das Aufsammeln von Plastik aus den großen Müllstrudeln der Ozeane zu investieren. "Das ist viel Geld, um etwas einzusammeln, das in 10 oder 20 Jahren sowieso verschwindet, wenn kein neuer Müll mehr ins Meer gelangt", sagte er der Webseite des Magazins "Science" . Eine Studie in der Nordsee habe gezeigt, dass die von Seevögeln verschluckte Plastikmenge binnen 20 Jahren um 75 Prozent gesunken sei, nachdem die ins Meer gelangte Müllmenge deutlich reduziert wurde.

Das System von Ocean Cleanup besteht aus luftgefüllten Planken aus Polyethylen, an deren Unterseite ein harter Schirm senkrecht ins Wasser ragt. Sie treiben in V-Form auf dem Wasser. Müll, der von Strömung gegen die Barriere getrieben wird, bleibt gefangen, er sammelt sich im Zentrum des V. Dort fängt er sich in einem Behälter, dessen Inhalt regelmäßig mit Schiffen entsorgt werden soll.

Lebewesen entkämen den Barrieren, sagen die Ingenieure. Sie würden von der Meeresströmung unter den Barrieren durchgedrückt. Mit Plastik aber passiere das Gegenteil: Es sei leichter als Wasser - und schwimme auf, sobald es an den Widerstand gerate.

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brt/AFP
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