Studie zu Recycling So könnte Europa seinen Mangel an Hightech-Metallen lindern

Hätte, hätte, Lieferkette – wegen der Klimakrise müssen Energiewirtschaft und andere Industrien umgebaut werden. Doch die dafür nötigen Materialien sind knapp. Wiederverwertung soll das Problem lösen.
Recycling einer Autobatterie

Recycling einer Autobatterie

Foto: Wolfgang Rattay/ REUTERS

Windkraftanlagen, Batterien, E-Autos  – wer die Technik zum Kampf gegen die Klimakrise bauen will, braucht nicht zuletzt die richtigen Rohstoffe. Eine neue Studie der Katholischen Universität im belgischen Löwen im Auftrag eines Branchenverbandes zeigt nun, dass der Europäischen Union mittelfristig Engpässe bei der Versorgung mit Materialien wie Lithium drohen könnten. Lösen ließen sich die Probleme auch mit Recycling.

»Elektrofahrzeuge, Batterien, Fotovoltaikanlagen, Windräder und Wasserstofftechnologien benötigen alle wesentlich mehr Metalle als ihre herkömmlichen Alternativen«, so die Autorinnen und Autoren der Studie »Metals for Clean Energy« . Die globale Energiewende schreite schneller voran als die Zahl der Bergbauprojekte zur Gewinnung der nötigen Metalle, heißt es in der Untersuchung. Bei Kupfer, Kobalt, Lithium, Nickel und sogenannten seltenen Erden könne es deshalb ab 2030 globale Versorgungsengpässe geben.

Lithium wird zum Beispiel aus Südamerika importiert, dort hofft man auf einen weiteren Ausbau der Förderung . Im Grundsatz ist das Element aber nicht selten und kommt in vielen Regionen der Erde vor, darunter auch in Europa. Doch bisher wird es hier kaum gefördert. Die EU habe nur ein kleines Zeitfenster, um ihre heimische Produktion voranzutreiben, heißt es nun in der Studie. Zum Beispiel will das australische Start-up Vulcan Energy Lithium im Oberrheintal fördern. Andere Projekte erforschen die Gewinnung aus Bergbauabwässern im Ruhrgebiet.

Recycling hilft auch, CO2 einzusparen

Von 2040 an könne dann ein großer Teil des europäischen Metallbedarfs auch durch Wiederverwertung gedeckt werden, so die Studie. »Recycling ist Europas größte Möglichkeit, seine langfristige Selbstversorgung zu verbessern, und könnte bis 2050 45 bis 65 Prozent des Bedarfs an Basismetallen in Europa decken«, heißt es. Bei sogenannten seltenen Erden und Lithium bestehe das Potenzial, Quoten von mehr als 75 Prozent zu erreichen.

Mit deutlichem Abstand am stärksten steigt der Bedarf der Untersuchung zufolge bei Lithium. Die globale Nachfrage nach dem Metall als Übergangsrohstoff werde bis 2050 voraussichtlich mehr als 2000 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage von 2020 betragen. Aber auch bei seltenen Erden wie Dysprosium (plus 433 Prozent) oder dem Schwermetall Kobalt (plus 403 Prozent) ist den Angaben zufolge mit einer deutlich höheren Nachfrage zu rechnen. Mit Blick auf Europa rechnen die Forscherinnen und Forscher damit, dass 35-mal mehr Lithium, 7- bis 26-mal mehr Seltenerdmetalle und 3,5-mal mehr Kobalt benötigt wird, um nachhaltig Energie zu erzeugen und die EU bis 2050 klimaneutral zu gestalten.

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Interessant dabei: Beim Recycling von Metallen werden im Durchschnitt zwischen 35 und 95 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zur Primärproduktion einspart.

»Ohne eine baldige Versorgung mit neuen Primärmetallen und ein besseres Recycling drohen kritische Engpässe, die Europas Ziel eines autonomeren, sauberen Energiesystems gefährden«, teilte die Katholische Universität Löwen mit. Die Untersuchung schränkt jedoch ein, dass technologische Entwicklungen und Verhaltensänderungen die Lage ebenfalls noch beeinflussen können, in der Studie aber nicht berücksichtigt wurden.

In Auftrag gegeben wurde das Papier vom europäischen Verband Eurometaux, in dem sich Nichteisenmetallerzeuger und -recycler zusammengeschlossen haben.

chs/dpa
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