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RQ-180: Der neue Langstrecken-Späher der USA

Foto: Penton/ Aviation Week

Tarnkappen-Drohne US-Militär lässt neuen Superspäher fliegen

Das US-Militär hat offenbar heimlich eine neue Langstrecken-Spähdrohne entwickelt. Das unbemannte Flugzeug soll laut "Aviation Week" schon 2015 einsatzbereit sein - und dank seiner Tarnkappen-Eigenschaften auch in gesperrten Luftraum eindringen können.

Als es den Kalten Krieg noch gab, besaß die US-Luftwaffe mit der berühmten SR-71 "Blackbird" ein Spionageflugzeug, das extrem schnell und hoch fliegen konnte - und dadurch in der Lage war, auch Gebiete zu erkunden, die vom Gegner kontrolliert und für andere Flugzeuge unzugänglich gewesen wären. 1998 landete die SR-71 im Museum - und seitdem haben die USA kein vergleichbares Gerät im Arsenal.

Zwar besitzt die US-Luftwaffe mit der RQ-4 "Global Hawk" eine Langstrecken-Aufklärungsdrohne. Doch das unbemannte Flugzeug (Unmanned Aerial Vehicle, kurz UAV), das bei der Bundeswehr als "Euro Hawk" zugelassen werden sollte und dabei eine Bruchlandung vollführt hat, ist eher langsam und für gegnerisches Radar leicht zu entdecken. Zwar spielt das in Krisengebieten wie Afghanistan kaum eine Rolle. Doch in künftigen Konflikten mit technisch besser gerüsteten Gegnern könnten Fähigkeiten wie die der "Blackbird" wieder wichtig werden.

Dem hat das Pentagon offenbar Rechnung getragen. Wie das US-Blatt "Aviation Week" berichtet , wurde im Geheimen ein neuer Langstrecken-Späher entwickelt: Die RQ-180. Nicht nur die Bezeichnung, auch die Optik erinnern stark an die RQ-170 "Sentinel". Doch die neue Drohne ist wesentlich größer und leistungsfähiger.

Laut "Aviation Week" stellt die Kombination von Stealth-Eigenschaften und aerodynamischer Effizienz bei der RQ-180 einen bedeutenden Fortschritt dar. Es besitze ein hochentwickeltes Radarsystem, Geräte zur passiven elektronischen Überwachung und könnte auch zu elektronischen Angriffen in der Lage sein. Wie das Magazin unter Berufung auf Geheimdienst- und Pentagon-Mitarbeiter berichtet, könnte die RQ-180 schon im Jahr 2015 einsatzfähig sein.

Das Geld für das Projekt sei aus einem geheimen Teil des Pentagon-Budgets gekommen. Gebaut wird die neue Drohne von Northrop Grumman, der sich im Wettbewerb gegen die Konkurrenten Boeing und Lockheed Martin durchgesetzt habe. Offiziell wollten weder die US-Luftwaffe noch Northrop Grumman zu dem Projekt Stellung nehmen.

Effektiv wie ein Segelflugzeug

Unklar ist, ob es auch bewaffnete Versionen der RQ-180 geben soll. Auch gibt es noch keine öffentlich zugänglichen Fotos der neuen Maschine; "Aviation Week" zeigt lediglich am Computer entstandene Konzepte. Allerdings berichtet das Blatt unter Berufung auf Brancheninsider, dass die RQ-180 für gegnerisches Radar noch schwieriger aufzuspüren sein soll als die bisherigen Tarnkappen-Flugzeuge F-117, F-22 und F-35.

Ein Grund dafür ist die geringere Größe der Drohne. Ein anderer ist das sogenannte "Cranked Kite"-Design, das Northrop schon bei der X-47B eingesetzt hat: Der Mittelteil des Flugzeugs ist stark gepfeilt und geht in lange, schlanke Flügel über. Computersimulationen hätten gezeigt, dass die neue Drohne dank ihrer Form so effektiv wie ein Segelflugzeug fliegen könne. Zudem sei das "Cranked Kite"-Design - anders als etwa die Form des B-2-Tarnkappenbombers, dessen Vorderkanten keine Knicke aufweisen - in der Größe skalierbar.

Mit der Veröffentlichung über die RQ-180 dürfte nun auch endgültig klar sein, warum die US-Luftwaffe die "Global Hawk"-Drone aufs Altenteil befördern will - trotz Widerstands aus dem Kongress, der enorme Ausgaben befürchtet. Ein Hinweis auf die Kosten des RQ-180-Programms findet sich laut "Aviation Week" in den Finanzberichten von Northrop Grumman. 2008 habe das Unternehmen in seiner Abteilung für integrierte Systeme einen Auftragsüberhang von zwei Milliarden Dollar gemeldet. Dieselbe Abteilung ist für den Bau des B-2-Bombers, des "Global Hawk" und der Stealth-Kampfdrohne X-47B verantwortlich.

Zudem habe Northrop in diesem Jahr den Herstellungsbeginn eines namentlich nicht genannten UAV in zunächst kleinen Stückzahlen gemeldet. Dies deute auf das Ende der Testphase und den baldigen Beginn der regulären Produktion hin. Weitere Hinweise auf die neue Drohne finden sich laut "Aviation Week" auf öffentlich zugänglichen Satellitenbildern. Demnach sind sowohl auf dem Northrop-Gelände im kalifornischen Palmdale als auch auf der berühmten "Area 51" der US-Luftwaffe neue Hangars zu sehen, die ein Flugzeug mit einer Spannweite von mehr als 40 Metern aufnehmen können.

Die Existenz der RQ-180 würde demnach auch erklären, warum Angehörige der US-Luftwaffe in der Vergangenheit wiederholt eine neue Aufklärungsdrohne gefordert haben, aber kein Programm zur Entwicklung eines solchen Flugzeugs bekannt war. Das Magazin zitiert Luftwaffenoffizier Robert Otto mit der Aussage, dass die USA zu viele Aufklärungsmaschinen für nicht umkämpften Luftraum besitze - und zu wenige für "umstrittene Umgebungen". "Wir streben nach einer besser ausgeglichenen Flotte bemannter und unbemannter Systeme, die auch in verbotenen Luftraum eindringen können und dort so lange wie nie zuvor verharren können."

mbe
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