
Pralinen: Die Schiller-Schoki
Chamäleon als Vorbild Forscher erfinden schillernde Schokolade
Die Erfindung der Schillerschokolade begann auf einem Flur der Technischen Hochschule Zürich (ETH). Die drei Wissenschaftler Patrick Rühs, Etienne Jeoffroy und Henning Galinski arbeiten zwar nicht in einem Team, ihre Büros liegen jedoch direkt nebeneinander. Hin und wieder verbringen sie deshalb ihre Pause zusammen und sprechen über Themen, über die man beim Mittagessen eben so spricht.
"Müsste es nicht eine Möglichkeit geben, bunte Schokolade herzustellen?", fragten sich die drei bei einem dieser Treffen und taten, was Forscher eben so tun: Sie forschten. Die ersten Experimente liefen freitagnachmittags in der Kaffeeküche. Die drei waren ein perfektes Team. Rühs Spezialgebiet sind Lebensmittel, Jeoffroy erforscht Materialien, und Galinski ist Physiker.
Zunächst prägten sie essbare Beschichtungen aus Gold und Titanoxid auf die Schokolade. Die Pralinen wurden dadurch goldgelb beziehungsweise tiefblau. Aber das Verfahren war aufwendig. Die drei Wissenschaftler verwarfen die Idee wieder.
Sie suchten Hilfe bei Kollegen. Vielleicht hatte jemand von ihnen eine Idee, wie sie ihr Schokoladenproblem lösen könnten? Eine Masterstudentin, ebenfalls von der ETH Zürich, verhalf ihnen schließlich zum Durchbruch. Anita Zingg erforscht, wie sich Oberflächen so prägen lassen, dass sie zu leuchten scheinen. Diesen Trick nutzen auch Chamäleons. Die Oberfläche ihrer Hautschuppen ist so geformt, dass sie das Licht unterschiedlich brechen und streuen können, sodass verschiedene Farben sichtbar werden. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Gemeinsam prägten die Forscher winzige Strukturen auf die Oberfläche der Schokolade. Zuerst entstand nur ein leichter farbiger Schimmer. Doch die Wissenschaftler tüftelten so lange an der perfekten Struktur, bis die Schokolade zu leuchten schien.

Pralinen: Die Schiller-Schoki
Inzwischen haben sie ein Patent auf ihre Schiller-Schoki angemeldet und sind im Gespräch mit großen Schokoladenherstellern, damit ihre Erfindung auch in die Läden kommt. Für die Forscher zählt aber noch etwas anderes: Das Projekt habe nur funktioniert, betonen sie, weil Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen zusammengearbeitet hätten, die zufällig Tür an Tür arbeiteten.
Das zeigt, welches wissenschaftliche Potenzial in interdisziplinärer Forschung steckt. Solche Projekte haben in den vergangenen Jahren zwar zugenommen und werden gezielt gefördert, doch noch immer bleiben Wissenschaftler in ihren eigenen Fachbereichen.