Thorium-Reaktoren geplant Indien baut AKW für neue Brennstoffe

Indien plant ein neues Atomzeitalter: Das Land bereite den Bau von AKW vor, die mit Thorium anstatt mit Uran betrieben würden, erklärt ein Forschungsdirektor. Die Anlagen könnten auch für andere Länder attraktiv sein.
Atomforschung in Indien: Leichter verfügbarer Brennstoff

Atomforschung in Indien: Leichter verfügbarer Brennstoff

Foto: Corbis

London - Indien plant offenbar Atomkraftwerke, die mit anderer Energiequelle betrieben werden als herkömmliche AKW. Nach einem Bericht von "The Guardian Online" möchte das Land Reaktoren bauen, die mit Thorium anstatt mit Uran betrieben werden. Solche AKW könnten "sicherer und umweltschonender" sein, sagte der Direktor vom indischen Atomforschungszentrum Barc (Bhabha Atomic Research Centre), Ratan Kumar Sinha, gegenüber dem britischen Medium.

Die Entwicklung der neuen Reaktoren sei weit vorangeschritten, sagte Sinha. Die grundlegende Physik für den sogenannten Advanced Heavy Water Reactor (AHWR) stehe bereit. In sechs Monaten solle die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Testreaktor abgeschlossen sein. Ende des Jahrzehnts könnte der erste AHWR in regulären Betrieb gehen, glaubt der Institutsdirektor. Der Reaktor werde 300 Megawatt produzieren - ungefähr ein Viertel der Leistung moderner, mit Uran betriebener AKW.

Die Reaktoren würden billiger und kleiner als Reaktoren herkömmlicher AKW, meint Sinha. Länder mit kleineren Stromnetzen würden sich für Kraftwerke dieser Größe interessieren. Auch die leichtere Verfügbarkeit von Thorium gegenüber Uran mache die neue Technologie interessant; Indien verfüge ober große Vorkommen des Rohstoffes: Der Abbau verbrauche weniger Energie als die Gewinnung von Uran, was dem Klimaschutz zugute komme, betont Sinha.

Ein weiterer Vorteil sei, dass AHWR kaum Plutonium produziere, was die Anlagen für Staaten interessant machen könnte, die kein atomwaffenfähiges Plutonium herstellen dürfen. Die Forschung an Thorium-Reaktoren läuft seit Jahrzehnten. Reizvoll erschien die Technologie vor allem, weil Experten das Risiko einer gefährlichen Kernschmelze für geringer hielten als bei Uran-Reaktoren.

In Deutschland wurde ein Thorium-Reaktor in Hamm allerdings nach sechs Jahren Betrieb 1989 stillgelegt, nachdem Radioaktivität freigesetzt worden war. Zudem stellte sich heraus, dass im Falle eines Unfalls Kernschmelze nicht ausgeschlossen werden konnte. Die indischen Ingenieure versuchen nun, diese Probleme besser in den Griff zu bekommen.

boj

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