Militärtechnik USA wollen Flugzeuge ab 2030 mit Lasern bewaffnen

B-1-Bomber mit Laser (Darpa-Fotomontage): Realität schon in wenigen Jahren?
Foto: DARPADer Versuch, Militärflugzeuge mit Lasern auszustatten, schien eigentlich schon beendet. 2012 hatte das US-Verteidigungsministerium den "Airborne Laser", eine mit einer gigantischen Energiewaffe ausgerüstete Boeing 747, nach jahrelanger Entwicklungsarbeit eingemottet. Das Flugzeug sollte feindliche Raketen schon in der Startphase abschießen und so Teil der amerikanischen Raketenabwehr sein. Doch das Projekt wurde begraben: Es war technisch so anspruchsvoll, dass es am Ende an den enormen Kosten scheiterte - obwohl es durchaus Erfolge vorzuweisen hatte.
Doch das hält das US-Verteidigungsministerium offenbar nicht davon ab, die Laserkanone für Flugzeuge weiter entwickeln zu wollen - die dabei technisch noch schwierigere Aufgaben erledigen soll. Denn diesmal soll der Laser nicht etwa in einer geräumigen Boeing 747 Platz finden, sondern in einem vergleichsweise winzigen Jagdflugzeug. Und das auch nicht irgendwann, sondern schon ab dem Jahr 2030.
In einer Ausschreibung verlangt das Air Force Research Laboratory nach Lasersystemen, "die in eine Plattform integriert werden können, die ab 2030 in den hoch umkämpften 'Anti Access/Area Denial'-(A2/AD)-Umgebungen Luftüberlegenheit herstellen". Heißt: Das US-Militär will die Laserkanone in Jagdflugzeuge einbauen, um die Herrschaft über den Luftraum zu erlangen.
Die Nennung von "Anti Access/Area Denial" wiederum dürfte auch auf einen möglichen Konflikt mit China gemünzt sein. Peking wird der Versuch nachgesagt, durch A2/AD-Maßnahmen die USA davon abzuhalten, in bestimmte Seegebiete einzudringen - etwa in die Straße von Taiwan, um das Land vor einer Invasion Chinas zu schützen. Erreichen könnten die Chinesen das beispielsweise durch die Stationierung von Anti-Schiffsraketen an den Küsten, die eine Gefahr für die großen und verwundbaren Flugzeugträger der USA wären.
Groß, schwer, heiß
Die technische Herausforderung für die US-Luftwaffe wird allerdings gewaltig sein. Denn nach dem aktuellen Stand der Technik ist ein Hochleistungslaser vor allem eines: groß und schwer. Das Herz des chemischen Infrarot-Lasers an Bord der eingemotteten Boeing YAL-1 etwa bestand aus sechs Modulen, von denen jedes einzelne die Ausmaße eines Geländewagens besaß und drei Tonnen wog. Jagdflugzeuge sollen dagegen Feststofflaser benutzen. Die sind wesentlich kleiner und leichter, haben dafür aber gegenüber chemischen Lasern den Nachteil, dass sie sehr schnell äußerst heiß werden. Das erfordert eine aufwendige Kühlung.
Die US-Luftwaffe nennt in ihrer Ausschreibung dennoch einen außerordentlich ehrgeizigen Zeitplan. Sie interessiert sich insbesondere für Systeme, die schon bis Oktober 2014 auf Stufe 4 der technologischen Entwicklung stehen. Das bedeutet, dass die grundlegenden Komponenten bereits so gut zusammenarbeiten, dass Laborversuche möglich sind. Bis 2022 verlangt die Air Force, dass der Laser die Technologiestufe 5 erreicht. Auf diesem Niveau wäre ein Test in einem simulierten Ernstfall einigermaßen realistisch. Die Kontrollsysteme für den Laser sollen unabhängig von dem Flugzeug, in das er eines Tages eingebaut werden soll, getestet werden - in Höhen von bis zu 20 Kilometern und Geschwindigkeiten von Mach 0,6 bis 2,5.
Insgesamt geht es der Air Force um drei Arten von Systemen:
- Laser mit niedriger Leistung, um Ziele zu erfassen und zu verfolgen oder um feindliche Sensoren zu stören,
- Laser mit mittlerer Leistung für "schützende Waffensysteme", wahrscheinlich also beispielsweise für den Einsatz gegen feindliche Raketen,
- Laser mit hoher Leistung, etwa um feindliche Flugzeuge und Bodenziele zu zerstören.
Es ist nicht das einzige Programm dieser Art im weitverzweigten US-Militärapparat. Darpa, die Forschungsabteilung des Pentagon, hat schon vor Jahren ein Programm namens "Hellads" (High Energy Liquid Laser Area Defense System) ins Leben gerufen. Das Ziel ist ein 150-Kilowatt-Laser, der zehn Mal kleiner und leichter sein soll als aktuelle Systeme mit vergleichbarer Leistung. Am Ende soll ein System von der Größe eines Kühlschranks und mit einem Gewicht von rund 800 Kilogramm stehen.
Laser zur Selbstverteidigung
Im Januar 2013 gaben die Darpa und der US-Konzern General Atomics bekannt, dass das Programm bereits weit fortgeschritten sei. Erste Flugtests wurden für 2014 angekündigt. Welche Art von Laser bei "Hellads" eingesetzt werden soll, ist jedoch unklar. Gegenüber dem US-Magazin "Wired" sprach die Darpa lediglich von einem "neuen Laser-Design", das die hohe Energiedichte eines Festkörperlasers mit dem effizienten Temperatur-Management eines chemischen Lasers verbinde.
Ein weiteres System, an dem die Darpa und der Rüstungskonzern Lockheed Martin arbeiten, tritt derzeit ebenfalls in die Testphase ein: die "Aero-Adaptive/Aero-Optic Beam Control". Dabei handelt es sich um ein System, mit dem Flugzeuge sich vor feindlichen Raketen schützen sollen. Das bisherige Problem: Die Luft hinter einem Flugzeug ist durch Verwirbelungen besonders turbulent - keine guten Bedingungen also für einen gebündelten Lichtstrahl. Das neue System soll die Streuung des Lichts mit Hilfe einer adaptiven Optik ausgleichen, die sich blitzschnell den Verwirbelungen anpasst. Auch dieses System soll an Bord kleiner Jagdflugzeuge eingebaut werden können.
Auch in anderen Bereichen will das US-Militär künftig Laser einsetzen - etwa am Boden, um anfliegende Raketen und Granaten abzuschießen oder auf See kleine, wendige Boote zu bekämpfen. So hat die US-Marine bei einem Experiment im Frühjahr 2011 ein Boot mit einem Laser angegriffen und anschließend von einem vollen Erfolg gesprochen - auch wenn das Ziel während des minutenlangen Beschusses stillgehalten hat, was gewisse Zweifel an der Realitätsnähe des Versuchs erlaubte. Beeindruckender verlief da schon ein Test im Juli 2012, als der amerikanische Zerstörer "U.S.S. Dewey" eine Zieldrohne per Laser vom Himmel holte.