
Minensuche: Drohnen statt Delfine
US-Militär Drohnen statt Delfine
Hamburg - Bis 2017 sollen die für Minensuche eingesetzten Delfine des Marine Mammal Program andere Aufgaben zugewiesen bekommen und durch robotische Systeme ersetzt werden. Das hat die US Navy bekanntgegeben.
Die Entscheidung hat offenbar auch ökonomische Gründe: Zwar gelten die Delfine bei der Minensuche prinzipiell als besser und flexibler als ihre automatischen Konkurrenten. Ihre sensorischen Fähigkeiten ermöglichen sogar das Aufspüren von Sprengsätzen, die am Meeresgrund mit Sediment bedeckt sind - da kamen Drohnen bisher nicht mit.
Doch die lassen sich in beliebiger Stückzahl zu relativ moderaten Preisen produzieren, während die Ausbildung eines Navy-Delfins rund sieben Jahre dauert. Die auf einen Etat von 28 Millionen Dollar bezifferte Navy-Meeressäuger-Abteilung in San Diego verfügt zurzeit über 80 Delfine und 40 Seelöwen. Während die Navy ihre Delfine selbst züchtet, ist sie bei den Seelöwen auf Wildfänge oder -funde angewiesen: Eingesetzt werden nur kastrierte männliche Tiere - ansonsten würden sie zu groß und unkontrollierbar. Natürlich gibt es von Natur- und Tierschützern erhebliche Vorbehalte gegen die militärische Nutzung der intelligenten Tiere.
Aus militärischer Sicht sind die Meeressäuger eine begrenzte Ressource, die die Sicherheitsbedürfnisse der US Navy längst nicht mehr decken kann. In den letzten Jahren kamen die Navy-Delfine vermehrt im Arabischen Golf zum Einsatz. Sie suchen gezielt nach Minen, sichern Hafenbecken oder sind darauf trainiert, Taucher aufzuspüren und zu markieren. Tatsächlich liegen die größten Gefahren für militärische Schiffe nach wie vor unter der Wasseroberfläche: In 14 von 19 Fällen, in denen US-Schiffe seit 1950 zerstört oder beschädigt wurden, kamen Minen zum Einsatz. Mit der iranischen Drohung, die Straße von Hormus zu verminen, hat das Thema neue Brisanz erhalten.
Unterwasser-Drohnen gehören seit langem zum Instrumentarium der Militärs. Sogenannte "Unmanned Underwater Vehicles" (UUV) werden seit rund zehn Jahren regulär eingesetzt, ihre Effektivität konnte zuletzt deutlich gesteigert werden. Im September 2012 testete die US Navy im Rahmen der "International Mine Countermeasures Exercise 2012" (IMCMEX 12) vor der Küste Bahrains erfolgreich eine neue Generation der auch bei der Bundesmarine zum Einsatz kommenden Remus-Minensuch-UUVs .
Diese Kingfish Mk 2 genannte Unterwasser-Drohne konnte offenbar schon im Vorfeld überzeugen: Bereits Ende August gab die US Navy bekannt, dass sie ihre 5. Flotte mit den neuen automatischen Minensuchern ausrüsten wolle. Die geplante Ausmusterung der Delfine wirkt da wie der zweite Schritt.
Auch wie deren neue Aufgaben aussehen sollen, ist bekannt. Zusammen mit den Seelöwen sollen die Tiere Häfen sichern und am Boden liegende Sprengsätze und Taucher aufspüren. Das ist schon jetzt ihre Hauptaufgabe: Nur 27 der derzeit eingesetzten Delfine sind auf die reine Minensuche trainiert. Die meisten der Meeressäuger nehmen Wächterfunktionen wahr.
Sie handeln dabei weitestgehend autonom. Wenn sie etwas Verdächtiges finden, erstatten sie Meldung, indem sie sich eine Sonde abholen, um die Gefahrenquelle zu markieren. Für das Vorgehen gegen Taucher setzt die US Navy dabei unter anderem auf Beinringe, die von den Meeressäugern ähnlich wie eine Abschleppkralle bei Autos genutzt werden: Sie fesseln den Eindringling, der daraufhin mit Hilfe einer mit dem Beinring verbundenen Leine eingeholt werden kann. Laut US Navy sind die trainierten Säuger zurzeit die zuverlässigste nicht-tödliche Methode, unautorisierte Personen aufzuspüren und festzusetzen.