Studie zu nuklearer Explosion Wie überlebt man eine Atombombe?

Ein Atompilz nach der Explosion einer französischen Atombombe 1971
Foto: Galerie Bilderwelt / Getty ImagesSelbst wenn sie nicht akut ist: Die Sorge vor einer Atombombe ist durch den russischen Angriffskrieg so groß wie lange nicht mehr. Forscher der Universität von Nikosia auf Zypern haben nun untersucht, ob man sich vor einer nuklearen Explosion schützen kann. Die Studie wurde im Fachmagazin »Physics of Fluids « veröffentlicht.
Die schlechte Nachricht vorab: Es gibt keinen guten Ort, an dem man sein kann, wenn gerade eine Atombombe hochgeht. Alles, was ihr zu nahe ist, im Umkreis weniger Kilometer, wird sofort verdampft. Die Strahlung kann selbst aus der Ferne eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen, radioaktiver Niederschlag wirkt sich noch Jahre später aus. Doch es gibt noch eine weitere Gefahr: die durch die Explosion erzeugte Druckwelle. Sie kann so starke Fluggeschwindigkeiten erzeugen, dass Menschen in die Luft gehoben werden – je nach Sprengkraft der Bombe auch Dutzende Kilometer vom Einschlag entfernt. Die Gefahr einer solchen Druckwelle haben die Studienautoren untersucht: Wie würde sie sich auf Menschen auswirken, die in Innenräumen Zuflucht suchen? Wären sie sicher?
Häuser aus Beton können einer Druckwelle standhalten. Mit Computermodellen entwarfen die Forscher deshalb Räume in einem solchen Betongebäude. Dann simulierten sie eine Atombombenexplosion, wie sie eine typische Interkontinentalrakete verursachen könnte – mit einem 750-Kilotonnen-Sprengkopf. Das ist viel. Die Sprengkraft der beiden Atombomben, die die USA 1945 über Japan abwarfen, lag bei etwa 16 und 24 Kilotonnen. Gleichzeitig hatte die größte Bombe, die jemals getestet wurde, 1961 von der Sowjetunion, eine Sprengkraft von rund 50.000 Kilotonnen. Die Forscher der aktuellen Studie schreiben über ihre Simulation mit 750 Kilotonnen: »Dieses Szenario stellt wegen der Existenz eines solchen Sprengkopfes und der zunehmenden geopolitischen Spannungen ein Katastrophenszenario dar.«
Fernhalten vor Fenstern
Ihren Ergebnissen zufolge reicht es nicht aus, sich nur in einem stabilen Gebäude zu befinden. Enge Räume können die Fluggeschwindigkeit erhöhen. Die Luft kann von Wänden zurückgeworfen werden und um Ecken biegen. Im schlimmsten Fall kann dies eine Kraft erzeugen, die dem 18-fachen Körpergewicht eines Menschen entspricht.
»Unsere Studie zeigt, dass hohe Fluggeschwindigkeiten nach wie vor eine erhebliche Gefahr darstellen und immer noch zu schweren Verletzungen oder sogar Todesfällen führen können«, sagte Dimitris Drikakis, einer der Autoren.
Die gefährlichsten Orte in Innenräumen sind der Studie zufolge in der Nähe von Fenstern, Korridoren und Türen. »Die Leute sollten sich von diesen Orten fernhalten und sofort Schutz suchen«, sagte Studienautor Ioannis Kokkinakis und empfahl stattdessen: »Selbst in einem Raum, der der Explosion zugewandt ist, kann man sich vor den hohen Fluggeschwindigkeiten schützen.« Wie? »Indem man sich in den Ecken der Wand positioniert, die der Explosion zugewandt sind.«
Die Autoren betonen, dass die Zeit zwischen der Explosion und dem Eintreffen der Druckwelle nur wenige Sekunden beträgt. Es ist also entscheidend, schnell an einen sicheren Ort zu gelangen. Die Autoren hoffen auch, dass ihr Rat niemals befolgt werden muss.