Außergewöhnliche Virus-Aufnahme Schön - aber gefährlich

Dieses Virus hat das Leben von zahlreichen Kindern in Lateinamerika ruiniert. Doch auf dieser hochauflösenden Aufnahme ist davon nichts zu sehen.
Foto: EurekAlert/ Sevvana et al.

Ein wenig wie Seesterne wirken die blauen Strukturen auf dem Ball, die Farben rot, gelb und grün runden das Spektrum ab - ein Künstler hätte sich die symmetrischen Muster wohl nicht besser ausdenken können.

Doch das Bild zeigt eine 3D-Rekonstruktion eines Virus, das Schädelfehlbildungen bei Hunderten Kindern verursacht hat: Sie haben zu kleine Köpfe und meist auch unterentwickelte Gehirne. Der Grund dafür liegt in einem kleinen Mückenstich, den ihre Mütter während der Schwangerschaft erlitten. So infizierten sich die Schwangeren mit Zika. Das Virus ging auch auf den Körper der ungeborenen Kinder über und löste dort Mikrozephalie aus.

Vor allem in Brasilien aber auch in vielen anderen Ländern Lateinamerikas wütete der Erreger - Ende 2015 breitete sich eine Welle von Hunderttausenden Infektionen in dem Land aus, zahlreiche Kinder kamen mit Schädelfehlbildungen zur Welt. Am 1. Februar 2016 rief die Weltgesundheitsorganisation WHO den globalen Gesundheitsnotstand aus.

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Kryo-Elektronenmikroskopie: Biomoleküle im Blick

Foto: REUTERS/ TT News Agency

Forschern ist es nun gelungen, das bisher höchstaufgelöste Bild des Zika-Virus anzufertigen. Ihre Studie zur Struktur des Virus veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Structure".  Für die Untersuchung arbeiteten die Forscher mit der Kryo-Elektronenmikroskopie - für die Entwicklung der Technik wurde Forschern vergangenes Jahr der Nobelpreis für Chemie verliehen.

Die Wissenschaftler aus der "Cell"-Studie erreichten eine Auflösung von 3,1 Ångström (Å). Die Längeneinheit ist nach dem schwedischen Physiker Anders Jonas Ångström benannt. Ein Ångström entspricht dem zehnmillionsten Teil eines Millimeters.

Die Studie und das dreidimensionale Atommodell sollen ermöglichen, bessere Ansätze für die Entwicklung von Medikamenten zu finden. "Mit der höheren Auflösung ist es jetzt möglich, Impfstoffe effizient zu entwickeln und antivirale Verbindungen zu finden, die das Virus hemmen", sagt Michael G. Rossmann, Biologe an der US-amerikanischen Purdue University.

Das Zika-Virus gehört zu den sogenannten Flaviviren, dazu zählen auch Denguefieber oder Gelbfieber. Diese Viren werden etwa durch Stechmücken oder andere sogenannte Vektoren übertragen. Zika besteht aus etwa 10.800 Basen. In der Zika-Virushülle befinden sich zahlreiche Glycoproteine. Sie sind auf dem Bild rot, gelb und blau dargestellt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten seien die Bestimmungen dieser Strukturen Meilensteine beim Verständnis der Funktion während einer Infektion gewesen, schreiben die Forscher.

Video: Wie gefährlich ist das Zika-Virus?

dbate
joe
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