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Tödliche Behandlung

aus DER SPIEGEL 15/1979

Bei Kindern, die aus Versehen Schlaf- oder Beruhigungsmittel oder auch bestimmte Haushaltschemikalien geschluckt haben, kann ärztlicher Übereifer mehr Schaden anrichten als das Gift. Zu diesem Ergebnis kamen Mediziner von der Kinderklinik der Freien Universität Berlin, die 36 Vergiftungsfällen mit tödlichem Ausgang nachspürten. Anlaß für die Studie war der Tod eines Jungen, der nur einige Beruhigungstabletten geschluckt hatte und trotzdem in der Klinik an einem Hirnödem starb. Ursache des Ödems war eine starke Überwässerung durch die von den Ärzten forcierte Harnausscheidung und mangelnde Überwachung. Ähnlich waren von den 36 Todesfällen mit Sicherheit fünf, drei weitere wahrscheinlich auf Komplikationen solcher Übertherapie zurückzuführen. Häufig hatten die Kinder nur so niedrige Dosen von Medikamenten geschluckt, daß, wie die Ärzte bemerkten, »hieraus erst Beschwerden gar nicht entstehen konnten«.

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