Tomaten und Tabak bei Trockenheit Gestresste Pflanzen geben Töne von sich

Sie rufen nach Wasser, nicht nur sprichwörtlich: Wenn bestimmte Pflanzen unter Trockenheit leiden, machen sie Geräusche, haben Forscher herausgefunden. Menschen können sie nicht hören – andere schon.
Foto: Victoria Bonn-Meuser/ dpa

Schreiende Tomaten? Klingt nach Science-Fiction. Doch tatsächlich können gestresste Pflanzen Laute von sich geben, fanden Wissenschaftler der Universität Tel Aviv heraus: Die Geräusche seien ungefähr so laut wie ein normales Gespräch, doch die Frequenz der Töne sei für Menschen zu hoch, heißt es in einer Studie im Fachjournal »Cell«. »Die Geräusche im Ultraschallbereich könnten aus einer Entfernung von drei bis fünf Metern von vielen Säugetieren und Insekten wahrgenommen werden«, nehmen die Forscher an.

Demnach machen etwa Tomaten oder Tabak Geräusche, wenn sie unter Trockenstress leiden oder man ihnen ihre Stängel schneidet. Sie klängen etwa so, als wenn die kleinen Kapseln von Luftpolsterfolie zerdrückt würden. Ob die Pflanzen solche Töne erzeugen, um mit anderen Organismen zu kommunizieren, sei unklar. Andere Studien hätten bereits gezeigt, dass Pflanzen auf Geräusche von Bestäubern hin etwa die Zuckerkonzentration in ihrem Nektar erhöhen.

Erkenntnisse könnten in der Landwirtschaft nützlich sein

Für die Studie hatten die Forscher Tomaten- und Tabakpflanzen unter verschiedenen Bedingungen untersucht. In einem der Experimente hatten die Pflanzen zu wenig Wasser, in einem anderen wurden ihnen die Stängel geschnitten. Zum Vergleich schaute sich das Team auch ungestörte Exemplare an. Mit Mikrofonen nahmen die Wissenschaftler in einem schallgedämpften Raum und auch in einem Gewächshaus Töne auf.

Das Ergebnis: Gestresste Pflanzen gaben laut der Studie auffällig mehr Geräusche ab als die gesunden – nämlich rund 30 bis 50 Töne pro Stunde. Mithilfe eines Algorithmus konnte das Team erkennen, wie sich die Töne je nach Stressart unterschieden. Die Ursache für das Phänomen könnte ein Prozess im Innern der Pflanze sein: Untersuchungen hätten gezeigt, dass es bei Pflanzen unter Trockenstress zur sogenannten Kavitation kommt. Dabei bilden sich grob gesagt Luftblasen im Gefäßsystem, die sich ausdehnen und wieder zusammenfallen. Dies führe zu Vibrationen.

Was für Hobbygärtner verstörend klingt, könnte in der Landschaft nützlich sein, meinen die Forscher: Anhand von Tonaufnahmen könne zum Beispiel die Bewässerung von Pflanzen auf dem Feld oder im Gewächshaus überwacht und effektiver gemacht werden.

lki/dpa
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