COP27 in Ägypten Uno-Klimakonferenz einigt sich auf Abschlusserklärung

Das Treffen stand kurz vor dem Scheitern, am Ende gab es doch einen Kompromiss bei der Weltklimakonferenz. Außenministerin Baerbock zieht eine kritische Bilanz. Uno-Generalsekretär Guterres ist enttäuscht.
Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Scharm al-Scheich

Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Scharm al-Scheich

Foto: Mohamed Abd El Ghany / REUTERS

Nach nächtelangen Verhandlungen hat sich die Weltklimakonferenz in Ägypten auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Darin bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen ihren früheren Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt.

Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Umweltschützern zurück, die ein Ende der Abhängigkeit von schmutzigen Energieträgern als zwingend betrachten.

Der neue Entschädigungsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern – etwa immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Die Frage hatte sich als größter Streitpunkt durch die zweiwöchige Konferenz in Scharm al-Scheich gezogen, die um mehr als 36 Stunden verlängert wurde.

Nachbesserungen bleiben freiwillig

In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Fonds genannt und auch nicht, wer genau einzahlen soll. Dies soll später geklärt werden. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind. Auf diese Eingrenzung hatte besonders die EU gepocht.

In der Abschlusserklärung werden die Staaten außerdem aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Diese findet Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Die Nachbesserungen bleiben freiwillig, eine Verpflichtung gibt es nicht.

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Anfang November trifft sich die Staatengemeinschaft im ägyptischen Scharm al-Scheich zur 27. Uno-Klimakonferenz, der COP27. Lesen Sie hier alle Artikel zum Gipfel.

Zum Abschluss der Konferenz bezeichnete deren Präsident Samih Schukri die zweiwöchigen Verhandlungen als mühsam. »Das war nicht einfach. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet«, sagte Schukri am Sonntagmorgen. »Jegliche Ausrutscher, die es gegeben haben mag, waren nicht beabsichtigt.« Die Gespräche der Vertreter aus rund 200 Ländern seien teilweise angespannt gewesen, aber »am Ende haben wir geliefert«, sagte Schukri. Die Einigung auf einen neuen Geldtopf für die Folgen von Klimaschäden in ärmeren Ländern gebe Millionen Betroffenen rund um die Welt Hoffnung.

In Scharm al-Scheich verhandelten Teilnehmer zwei Wochen lang über weitere Schritte, um die Erderwärmung noch zu verlangsamen. Die Einigung auf einen gemeinsamen Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden war größter Streitpunkt. Nach einer Verlängerung um gut 36 Stunden und nächtlichen Verhandlungen kam schließlich der Durchbruch.

»Beim Ergebnis liegen Hoffnung und Frustration nahe beieinander«

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zog eine durchwachsene Bilanz der Klimakonferenz. »Beim Ergebnis liegen Hoffnung und Frustration nahe beieinander«, sagte sie. Positiv wertete Baerbock, dass besonders mit dem Beschluss für einen Fonds zum Ausgleich für klimabedingte Schäden »ein Durchbruch bei der Klimagerechtigkeit« geschafft worden sei. Damit schlage die Konferenz »ein neues Kapitel in der Klimapolitik« auf. Es sei auch verankert worden, »dass die Hilfe sich auf die verwundbarsten Länder konzentriert«.

»Zudem konnten wir einen Rückschritt hinter den Konsens von Glasgow und Paris verhindern«, hob die Ministerin hervor. Es sei gelungen, das Ziel zu verteidigen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Frustrierend sei aber, »dass aufgrund der Blockade von einigen großen Emittenten und ölproduzierenden Staaten überfällige Schritte zur Minderung und zum Ausstieg aus fossilen Energien verhindert wurden«. Die Welt verliere dadurch »kostbare Zeit, Richtung 1,5-Grad-Pfad zu kommen«.

Dass die Konferenz »am Ende trotz der Blockade und organisatorischer Schwächen nicht ganz gescheitert ist, verdanken wir vor allem einem progressiven Bündnis von Staaten über verschiedene Kontinente hinweg«, sagte Baerbock weiter.

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»Enttäuscht« über die Ergebnisse äußerte sich auch EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. Die Ergebnisse seien »nicht genug für einen Schritt vorwärts«, sagte Timmermans. Viele Parteien seien nicht bereit gewesen, mehr für den Klimawandel zu tun, kritisierte er. »Wir werden nicht aufhören, für mehr zu kämpfen«, stellte Timmermanns klar.

Uno-Generalsekretär António Guterres warf der Klimakonferenz vor, zentrale Ziele verfehlt zu haben. Es sei dort nicht gelungen, die »drastischen Emissionssenkungen« auf den Weg zu bringen, die notwendig seien, um die Erderwärmung einzudämmen, sagte Guterres. »Unser Planet ist in der Notaufnahme«, unterstrich der Uno-Generalsekretär die Dramatik der Lage.

sug/hen/dpa/AFP
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