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Lenins Hirn Vergebliche Suche

aus DER SPIEGEL 46/1993

Ein deutscher Professor, der Freiburger Hirnforscher Oskar Vogt, war der erste, der sich 1926, zwei Jahre nach dem Tod von Wladimir Iljitsch Lenin, an die monumentale Aufgabe machte. Als er Anfang der dreißiger Jahre nach Deutschland zurückkehrte, setzten zahlreiche sowjetische Wissenschaftler die Arbeit fort: Sie alle forschten in den 31 000 Scheiben, in die Vogt das Gehirn des kommunistischen Ersatzgottes hatte zerlegen lassen, nach den Ursachen und Gründen für die »Genialität« des Mitbegründers der Sowjetunion. Nun hat der letzte Direktor des für diesen Zweck eigens gegründeten Instituts in der führenden russischen Medizinerzeitschrift erstmals das Resultat der nahezu 70 Jahre währenden Bemühungen beschrieben. Fazit: Das 1340 Gramm schwere legendäre Gehirn erwies sich als doch nur durchschnittlich. Außer relativ großen Frontallappen und einer größeren Zahl von »pyramidalen Neuronen« fand Oleg Adrianow, der sich 32 Jahre lang mit Lenins Hirn beschäftigt hatte, kaum Bemerkenswertes. Nur der Inhalt von Stalins Schädel hat Adrianow noch mehr enttäuscht. Dem Reporter der britischen Zeitung Independent gestand der Hirnforscher: »Stalins Hirn hatte gar nichts zu bieten.«

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