»Wir müssen prüfen, wie gut wir vorbereitet sind« Vogelgrippe-Risiko für Menschen wächst laut WHO

Auch Füchse, Nerze oder Waschbären sind betroffen: Die Vogelgrippe verbreitet sich in ungekanntem Ausmaß. Die WHO fürchtet, dass das Virus unter bestimmten Umständen auch Menschen gefährlich werden könnte.
Ein Warnschild zur Vogelgrippe im Januar

Ein Warnschild zur Vogelgrippe im Januar

Foto: Bernd Wüstneck / dpa

Mit der gestiegenen Verbreitung der Vogelgrippe wächst die Gefahr für eine Ausbreitung unter Menschen – davor warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). »Das ist kein Anlass zur Panik«, sagte die Direktorin der WHO-Abteilung für die Vorbereitung auf Infektionsgefahren, Sylvie Briand, in Genf. »Aber wir müssen prüfen, wie gut wir vorbereitet sind.«

Die Vogelgrippe grassiert derzeit in bislang nicht bekanntem Ausmaß: Außer in Australien und der Antarktis gibt es auf allen Kontinenten Nachweise. Zig Millionen Tiere starben bereits, insbesondere Seevögel. Zudem ist das Virus bei rund 30 Säugetierarten entdeckt worden. Es hat Nerze, Füchse, Waschbären, Marder, Bären und andere Tiere infiziert und getötet. Auch bei einem Schweinswal in der Ostsee war das Virus im vergangenen Sommer nachgewiesen worden, wie Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald sagte.

Virus überspringt Artenschranken

»Das Virus breitet sich nicht nur aus, es überspringt auch leichter die Artenschranken«, sagte Briand. »Das stellt ein höheres Risiko auch für Menschen dar.« Je stärker ein Virus sich ausbreite, desto höher sei auch die Gefahr, dass es sich verändere und für den Menschen gefährlicher werden könne.

Der WHO wurden seit den ersten tödlichen H5N1-Fällen bei Menschen in Hongkong 1997 insgesamt 873 Fälle gemeldet. 458 der Infizierten starben, sagte der niederländische Virologe Ron Fouchier. Er warnte aber davor, daraus abzuleiten, dass das Virus beim Menschen oft zum Tod führt. Denn Ansteckungen ohne Symptome oder mit milden Symptomen würden in der Regel nicht gemeldet und daher bei der Berechnung nicht gezählt.

Impfstoffanfertigung schwierig

»Eine Pandemie steht vielleicht nicht direkt vor der Tür, aber es wäre keine schlechte Idee, die Notfallpläne zu überprüfen«, sagte Fouchier. Bei der derzeit kursierenden H5N1-Entwicklungslinie 2.3.4.4b ist nach FLI-Angaben erst ein Todesfall bei Menschen erfasst: Im Oktober starb eine 38-jährige Chinesin nach Kontakt zu infiziertem Hausgeflügel.

Vorarbeiten für einen Impfstoff für potenzielle Massenimpfungen liefen zwar, sagte Richard Webby vom St. Jude Kinderkrankenhaus in Memphis in den USA. Aber ohne die genaue Art zu kennen, die sich im Menschen vermehren kann, sei es nur möglich, die ersten Bausteine für Impfstoffe anzufertigen.

Jahrelang grassierte die Vogelgrippe hierzulande wegen des Vogelzugs nur saisonal. Zuletzt gab es ganzjährig Infektionen. Das FLI registriert nach eigenen Angaben derzeit etwa 20 bis 40 Fälle bei Wildvögeln in Deutschland pro Woche. »Erst mal deutet sich da kein Nachlassen an«, sagte FLI-Wissenschaftler Harder.

ani/dpa
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