Raumfahrt Alexander Gerst wird erster deutscher ISS-Kommandant

Alexander Gerst fliegt 2018 wieder zur Internationalen Raumstation
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpaAlexander Gerst wird als erster Deutscher Kommandant der Internationalen Raumstation (ISS). "Das ist eine tolle Sache für mich", sagte der 40 Jahre alte Astronaut nach der Verkündung am Mittwoch. Der gelernte Geophysiker hatte 2014 erstmals ein halbes Jahr auf der ISS 400 Kilometer über der Erde verbracht und damals mit seinen Twitter- und Facebook-Einträgen viele Menschen bewegt.
Die zweite Mission ist nun von Mai 2018 bis November 2018 geplant. Vieles wird Gerst dann schon vertraut sein: Wieder soll es vom legendären Kosmodrom Baikonur in der Steppe von Kasachstan losgehen - und wieder werden Gerst zwei Kollegen in der Sojus-Kapsel begleiten. Erneut könnten dies ein Russe und ein US-Amerikaner sein, das steht aber noch nicht fest.
Anders als beim ersten Mal soll Gerst die Sojus-Kapsel diesmal auch mitsteuern. Das muss er jetzt erst einmal lernen: "Damit werde ich jetzt fast das ganze restliche Jahr verbringen, bis Oktober bin ich fast konstant in Russland."

Astronaut: Gersts beste All-Momente
In der zweiten Hälfte seines Aufenthalts soll Gerst dann sogar das formale Kommando über die Station übernehmen. Doch ein Deutscher als Chef des Außenpostens der Menschheit - könnte das womöglich problematisch sein? Gersts Antwort fällt pragmatisch aus: "Es gibt nur wenige Situationen, in denen man strikte Anweisungen geben muss. Wir sind Freunde an Bord und kennen uns seit Jahren." Schnelle Entscheidungen seien vom Kommandanten hauptsächlich in einem Notfall gefragt, wenn zum Beispiel ein Feuer ausbricht.
Klappt alles wie geplant, wird Gerst der vierte Deutsche mit mindestens zwei Raumflügen sein. Deutscher Rekordhalter ist Ulf Merbold, der zwischen 1983 und 1994 dreimal im Erdorbit arbeitete. Insgesamt waren bisher elf Männer aus Deutschland im All (siehe Fotostrecke), allerdings noch keine Frau. Eine Privatinitiative will das ändern.
Aus dem Kreis der aktuellen Raumfahrer wird eine deutsche Frau zunächst aber nicht kommen. "Wir haben im Moment leider keine deutsche Kandidatin im Astronautenkorps", hat Esa-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE erklärt.

Deutsche im All: Elf Männer, bisher keine Frau
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch das Europäische Astronautenzentrum in Köln besucht und Gerst dort getroffen, der sie nach einem Besuch im Kanzleramt eingeladen hatte. Auch am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war die Kanzlerin zu Gast.
Zur Entscheidung über Gersts zweiten Flug sagte Merkel, sie freue sich sehr darüber, denn wie so viele andere Menschen habe sie Gerst als einen wirklichen Botschafter aus dem All kennengelernt.
Vor dem Besuch hatte Merkel den deutschen Beitrag zur internationalen Weltraumforschung gelobt. Es trete manchmal in den Hintergrund, was für eine Arbeit dahinter steckt, sagte sie. Konkret nutze die Forschung etwa der Landwirtschaft, die Satellitenbeobachtungen verwende. Hinzu kämen etwa Umwelt- und Klimabeobachtung sowie Materialforschung.
Wie lange überhaupt noch Astronauten zur ISS fliegen werden, ist derzeit unklar. Es muss sich noch zeigen, ob die Station über 2024 hinweg weiterbetrieben wird. Sollte das nicht der Fall sein, sind andere Szenarien im Gespräch: ein Dorf auf dem Mond, wie es Esa-Chef Wörner vorschwebt. Oder gar eine Mission zum Mars, wie sie sich die Nasa erträumt.
Egal um was es letztlich geht, Alexander Gerst hat bereits mehrfach versichert, dass er liebend gern dabei sein würde.