Alkohol-Wolke Riesen-Fahne im All
Die Vorstellung, im Weltraum wabere eine Alkoholwolke schier unvorstellbaren Ausmaßes, verführt zu Gedankenspielen. Was etwa hätte Captain Kirk gesagt, wenn er auf dem Bildschirm von "Raumschiff Enterprise" das Monstrum erspäht hätte? Und wäre Mr. Spock selbst unter solchen Umständen abermals nur ein trockenes "faszinierend" entfahren?
Die Entdeckung britischer Astronomen aber hat nichts mit Science-Fiction zu tun. Die Forscher des Jodrell Bank Observatory haben die Alkoholwolke als sehr reales Objekt in einem Teil der Milchstraße namens W3(OH) ausgemacht, einer wilden Region, in der Sterne durch die Zusammenballung von Gas und Staub entstehen.
Ob die Milchstraße nun umbenannt werden muss, lassen die Forscher offen. Eine Enttäuschung für durstige Weltraumreisende haben sie dennoch parat: "Es ist zwar aufregend, eine Alkoholwolke von fast 500 Milliarden Kilometern Durchmesser zu entdecken", sagte Forschungsleiterin Lisa Harvey-Smith. "Aber leider ist Methanol, anders als sein chemischer Cousin Ethanol, nicht für den Verzehr durch den Menschen geeignet." Gerade Astronomen sollten sich vor Methanol hüten: Die Alkoholsorte steht in dem Ruch, unvorsichtigen Trinkern das Augenlicht zu nehmen. Auch für einen Drink im All, etwa auf der Brücke eines Raumschiffs, sind das keine guten Voraussetzungen.
Die Astronomen jedenfalls erhoffen sich von der Entdeckung ein besseres Verständnis darüber, wie neue Sterne entstehen. Methanol war erstmals 2004 in einer scheibenförmigen Zusammenballung junger Sterne gesichtet worden. Die Entdeckung hatte die These in Frage gestellt, dass im interstellaren Raum keine komplexen Moleküle entstehen könnten, weil sie durch ultraviolette Strahlung und andere ungünstige Bedingungen zerstört würden.
Inzwischen aber haben Forscher 130 organische Moleküle im Weltraum gefunden. Die komplexen Moleküle, so vermutet man seither, könnten die Grundbausteine des Lebens auf die junge Erde gebracht haben. Alkohol schon in der frühesten Phase der Schöpfung - in bestimmten religiös denkenden Zirkeln könnte das für erhebliche Ernüchterung, wenn nicht gar für Katerstimmung sorgen.
mbe/AFP