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Meteor über Süddeutschland Amateurvideos zeigen rasenden Feuerball

Ein Feuerball zog am Sonntagabend über den Nachthimmel Süddeutschlands. Viele Menschen fürchteten einen Flugzeug- oder Satellitenabsturz. Jetzt sind weitere Videos von dem Meteor aufgetaucht.

Stuttgart/Berlin - Der im Süden Deutschlands am Nachthimmel beobachtete Lichtschweif war nach Einschätzung von Astronomen ein Meteor. "Er zog über den Bodensee und über die Schweiz", sagte der Meteoriten-Experte Dieter Heinlein von der Vereinigung der Sternfreunde in Heppenheim am Montag. Das Himmelsereignis war am Sonntagabend beobachtet worden.

Schäden seien eher unwahrscheinlich, meinte Heinlein. Die einzelnen Teile des Himmelskörpers seien nicht besonders groß gewesen. Es habe auch keine große Druckwelle gegeben. "So ein Ereignis gibt es alle paar Jahre über Europa."

Zahlreiche Menschen hatten das Ereignis am Sonntagabend beobachtet. "Es könnte ein Meteor gewesen sein, der verglüht ist, das ist nicht so selten", sagte auch Gerhard Drolshagen, Experte für erdnahe Objekte der Europäischen Weltraumagentur (Esa). Amateuraufnahmen zeigen die Feuerkugel, wie sie mit hoher Geschwindigkeit durch die dunkle Nacht rast - siehe Video oben. Der Meteor ist dabei jeweils nur für wenige Sekunden zu sehen.

Die Feuerkugel vom Sonntagabend ruft Erinnerungen an einen ungewöhnlich hellen Boliden hervor, der im April 2002 über Bayern gesichtet worden war. Später fand man mehrere Bruchstücke des gut sechs Kilo schweren Brockens, der nach dem Ort seines Auftauchens Neuschwanstein-Meteorit getauft wurde. Durch den Einschlag damals kam niemand zu Schaden.

Zahlreiche Anrufe bei der Polizei

Astronomen sprechen von Meteoriten , wenn der Brocken aus dem All es bis zur Erdoberfläche schafft. Meteoroide  hingegen sind all jene Brocken, die noch in der Atmosphäre verglühen. Meteor  wiederum ist der Sammelbegriff für Lichterscheinungen in der Atmosphäre, unter die auch Meteoroide und Meteoriten fallen.

Wesentlich größer als der Neuschwanstein-Meteorit war der Himmelskörper, dessen Explosion über der russischen Stadt Tscheljabinsk im Februar 2013 weltweit Schlagzeilen machte. Bei dem Tscheljabinsk-Meteoriten dürfte es sich nach neueren Schätzungen um einen 19-Meter-Brocken gehandelt haben. Durch die Druckwelle bei der Explosion des Himmelskörpers wurden etwa 1200 Menschen verletzt und zahlreiche Gebäude beschädigt.

Die Lichterscheinung am Sonntagabend löste eine Welle von Anrufen bei zahlreichen Polizeistellen in Süddeutschland aus. "Dutzende besorgte Bürger haben berichtet, dass sie Lichtblitze am Himmel sahen", sagte ein Sprecher des Lagezentrums der bayerischen Polizei in München.

In Baden-Württemberg meldeten sich nach Angaben des Lagezentrums in Stuttgart rund hundert Menschen bei der Polizei. "Aber wir haben keine Erkenntnisse über irgendwelche Schäden", sagte ein Sprecher. Dem Lagezentrum zufolge sahen die Anrufer das Licht kurz vor 21 Uhr am Himmel aufleuchten. Entsprechende Meldungen habe es aus verschiedenen Orten gegeben, etwa aus Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und der Bodensee-Region.

In Unterfranken hatten Bürger offenbar zunächst Angst, es könnte ein Flugzeug abgestürzt sein, wie die dortige Polizei berichtete. Auch Streifenpolizisten sahen demnach im Landkreis Schweinfurt einen weißen Schweif langsam in südöstliche Richtung fliegen. Der schweizerischen Nachrichtenagentur sda zufolge gingen bei der Polizei im Nachbarland ähnliche Anrufe ein.

hda/dpa/AFP
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