Astronomie Wo der Mann im Mond herkommt
Die Giganten, das sind die Riesenplaneten Jupiter Saturn, Uranus und Neptun. Einem neuen Modell von vier Astronomen aus den USA, Frankreich und Brasilien für die Entwicklung unseres Sonnensystems zufolge haben die vier größten Brocken, die um die Sonne kreisen, sich vor langer Zeit von ihrem alten Orbit verabschiedet - und dabei für solche Verwirrung im Sonnensystem gesorgt, dass wir die Folgen noch heute mit bloßem Auge sehen können.
Eines der Resultate der interplanetaren Neuordnung ist nämlich der Mann im Mond - wenn es stimmt, was Harold Levison vom Southwest Research Institute in Colorado und seine Kollegen ausgerechnet haben. Nach ihrem Modell lösten die Bahnänderungen einen Meteroitenschauer aus, der dem Erdtrabanten die Narben beibrachte, in denen wir heute ein Gesicht zu erkennen glauben. Über die Ergebnisse ihrer Berechnungen berichten die Astrophysiker in drei verschiedenen Artikeln in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" (Bd. 435, S. 459).
Den Annahmen der vier Forscher zufolge gab es in der Frühgeschichte des Sonnensystems eine Zeit, in der Jupiter und Saturn zum gleichen Beat tanzten: Für jede Umkreisung der Sonne von Saturn drehte sich nach demnach Jupiter zweimal ums Zentralgestirn. Die Wechselwirkung zwischen den Gravitationskräften der beiden Planeten könnte ihre Orbits in die Länge gezogen und gekippt und gleichzeitig die Bahnen von Uranus und Neptun beeinflusst haben.
Die Veränderung habe Neptun und Uranus "komplett verrückt" gemacht, erklärt Levison seine Hypothese. Saturn habe Neptun in den Kuipergürtel geschleudert, eine Ansammlung von Gesteinsbrocken, die unser Sonnensystem umgibt. Neptun habe dort mit seiner mächtigen Gravitation für einige Aufregung gesorgt und eine Wolke von Gesteinsbrocken durchs Sonnensystem geschickt - wovon einige dem Mond seine charakteristischen Narben zufügten.
Das Modell, das Levison und seine Kollegen aufstellten, könnte auch die sogenannten Trojaner erklären: Asteroiden, die dem Jupiter auf seiner Umlaufbahn folgen. Auch sie könnten ihre heutigen Bahnen durch die angenommen Umwälzungen im Sonnensystem eingenommen haben. Die Trojaner wären demnach die letzten Überreste des kosmischen Steinhaufens, aus dem sich die Planeten des Sonnensystems gebildet haben.
Der Astrophysiker Joe Hahn von der kanadischen Saint Mary's University bestätigt in einem begleitenden Kommentar in "Nature", dass das neue Modell den heutigen Zustand des Sonnensystems gut erklärt. Er warnt allerdings auch, diese Übereinstimmung von Vorhersage und Realität "beweist nicht, dass die simulierten Ereignisse auch tatsächlich so geschehen sind." Dennoch ist das neue Modell die bisher wohl schlüssigste Erklärung dafür, wo der Mann im Mond herkommt.