Astronomischer Rekord
Teleskop entdeckt bisher jüngstes Schwarzes Loch
Wie entstehen Schwarze Löcher? Astronomen haben jetzt einen einzigartigen Blick in die Kinderstube eines Schwerkraftmonsters erhascht. Sie konnten beobachten, wie es um einen finsteren Riesen bestellt ist, der erst 30 Jahre zuvor aus den Überresten einer Supernova entstanden war.
Washington - US-Astronomen haben das bisher jüngste
Schwarze Loch in unserer kosmischen Nachbarschaft gefunden - mit einem Alter von gerade einmal 30 Jahren. Das hat die Auswertung der Daten des Röntgenteleskops Chandra ergeben, wie die amerikanische Welttraumbehörde Nasa am Montag (Ortszeit) in Washington mitteilte.
Die Forscher glauben, dass es sich bei dem Schwarzen Loch um den Überrest der Supernova SN 1979C in der Galaxie M100 handelt, die rund 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Genau genommen ist das Schwerkraftmonster jetzt also 50 Millionen plus 30 Jahre alt. Den Astronomen bietet der Anblick des jungen Schwarzen Lochs die seltene Gelegenheit, die Entwicklung solcher Objekte gleichsam in deren "Kleinkindalter" zu beobachten.
2005 berichteten Astronomen über die seltsame Supernova: Ihr Nachglühen wurde im Röntgenlicht einfach nicht schwächer;
selbst nach mehr als 25 Jahren wollte die Sternenleiche nicht verblassen. Das brachte die Forscher auf die Idee, dass es sich bei dem Objekt um ein Schwarzes Loch handeln könnte, dass entweder durch umliegendes Material oder von der Supernova selbst "gefüttert" wird.
"Wenn unsere Schlussfolgerungen richtig sind, handelt es sich um das nächstgelegene Schwarze Loch, dessen Geburt bisher beobachtet werden konnte", sagte Daniel Patnaude vom Harvard-Smithsonian-Center für Astrophysik in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts. Das Objekt in der Galaxie M100 könnte den Wissenschaftlern helfen, die Entstehung von schwarzen Löchern oder sogenannten Neutronensternen besser zu verstehen.
Nach derzeitigen Erkenntnissen entstehen Schwarze Löcher, wenn Riesensterne ihre Existenz in einer Supernova-Explosion beenden. Übrig bleibt ein Objekt, dessen unvorstellbar großer Schwerkraft nicht einmal das Licht entfliehen kann.