Ausbruch im All
Neue Sonnen-Eruption bricht alle Rekorde
Auf der Sonne kam es in der Nacht zum Mittwoch zur gewaltigsten Eruption, die jemals von Menschen gemessen wurde. Der Ausbruch von Milliarden Tonnen Plasma war so stark, dass die Messinstrumente von Satelliten versagten.
Die Skala, mit der die Nasa die Stärke von Sonneneruptionen misst, reicht bis X20. Offenbar braucht die US-Raumfahrtbehörde bald einen neuen Gradmesser: Ein Ausbruch in der Nacht zum Mittwoch sprengte nicht nur die Skala, sondern ließ auch die Messinstrumente mehrerer Satelliten zur Sonnenbeobachtung ausfallen. Auf der Webseite des "Soho"-Observatoriums meldete die Nasa daraufhin eine "X-irgendwas-Sonnenfackel". Ersten Schätzungen zufolge erreichte der Ausbruch die Stärke X28, was deutlich über der Heftigkeit des X17,2-Sturms der vergangenen Woche liegt und auch die bisherigen X20-Rekordhalter vom 16. August 1989 und 2. April 2001 in den Schatten stellt.
Die vergangenen zehn Tage würden als die Periode der heftigsten jemals gemessenen Sonnenaktivität in die Geschichte eingehen, hieß es. Satelliten der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zur Beobachtung des Weltraumwetters wurden mit der solaren Eruption nicht mehr fertig: Die Instrumente zur Messung der Röntgenstrahlung fielen wegen Überladung aus.
Der Plasmasturm aus hochenergetischen Protonen schoss mit 2300 Kilometern pro Sekunde ins All hinaus. Allerdings war die Eruption diesmal nicht genau auf die Erde gerichtet. Der "Streifschuss" traf das irdische Magnetfeld in der Nacht zum morgigen Donnerstag, löste aber einen weniger heftigen geomagnetischen Sturm aus als seine Vorgänger der vergangenen Tage.
Die Auswirkungen der extremen Sonnenaktivität blieben zur Überraschung von Experten bisher gering. Forschungsinstitutionen und Kommunikationsunternehmen hatten ihre Satelliten rechtzeitig abgeschaltet, in den USA wurde die Leistung von Stromnetzen gedrosselt, um Überlastungen zu vermeiden, die Deutsche Flugsicherung reduzierte vorsorglich die Kapazität des Luftraums. Zudem werden die Vorhersagen zum Weltraumwetter mittlerweile ernst genommen - auf Grund früherer, meist kostspieliger Erfahrungen mit Sonnenstürmen.