Außerirdische Mikroben Enthält Mars-Meteorit doch Lebensspuren?
Seit einigen Jahren beschäftigt ein unscheinbarer Felsbrocken die Astrobiologen: Der 1984 in der Antarktis entdeckte, knapp zwei Kilogramm schwere Meteorit mit der Bezeichnung ALH84001 stammt wahrscheinlich vom Nachbarplaneten Mars - und enthält in Karbonat-Einschlüssen mikroskopische Magnetit-Kristalle, die teilweise von Bakterien produziert sein sollen.
Doch die Theorie von den "Magnetofossilien", mit der Nasa-Wissenschaftler 1996 an die Öffentlichkeit traten, ist heftig umstritten. Erst im vergangenen November hatte ein Forscherteam um Peter Buseck von der Arizona State University die Ergebnisse einer genauen Untersuchung des Gesteins publiziert. Demnach gibt es "keine ausreichende Hinweise" auf einen organischen Ursprung der Magnetit-Kristalle.
Jetzt aber wollen die Anhänger der Bakterien-These neue Indizien gefunden haben. Eine im Fachblatt "Applied and Environmental Microbiology" veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass ein Teil der winzigen Strukturen von Mikroben erzeugt wurde. Die Autoren um Kathie Thomas-Keprta vom Johnson Space Center der Nasa stützen ihre Behauptung auf einen Vergleich der Magnetit-Einschlüsse im Meteoriten.
Auf der Erde entstehen Magnetit-Kristalle durch anorganische Prozesse, aber auch durch so genannte magnetotaktische Bakterien. Die Mikroorganismen ordnen in ihrem Innern das Mineral zu Ketten an, die ihnen bei der Nahrungssuche als natürlicher Kompass dienen. Diese organisch hergestellten Kristalle, so argumentieren Thomas-Keprta und Kollegen, unterscheiden sich deutlich von anderen Magnetit-Strukturen.
Für die Studie nutzte das Team einen Anforderungskatalog aus sechs Eigenschaften, die organisch entstandene Kristalle erfüllen müssen, den so genannten MAB ("Magnetite Assay for Biogenicity"). Darin berücksichtigt ist der äußere Aufbau, die innere Struktur und die chemische Zusammensetzung. "Keine nicht-biologische Magnetit-Ansammlung, ob in der Natur oder im Labor erzeugt, hat je die MAB-Kriterien erfüllt", meint Thomas-Keprta.
- Johnson Space Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa
- Fachzeitschrift "Applied and Environmental Microbiology"
Auf Grundlage dieser "Biosignatur" untersuchten die Wissenschaftler den Mars-Meteoriten. Das Ergebnis: Ein Viertel der Magnetit-Kristalle in den Karbonat-Einschlüssen erfülle die MAB-Bedingungen. Bei diesem Material seien biologische Prozesse nötig, um seine Anwesenheit in dem Gestein zu erklären, so Thomas-Keprta.
Der Astrobiologin zufolge wurden bislang beim Vergleich der außerirdischen Kristalle mit solchen, die irdische Bakterien produziert haben, noch nie alle diese physikalischen Parameter berücksichtigt. Doch Exaktheit nehmen auch die Kritiker für sich in Anspruch: Buseck und seine Kollegen beriefen sich auf ein Verfahren, mit dem sie die dreidimensionale Struktur der Magnetit-Kristalle bestmöglich erfasst haben wollen.