Axiom-1-Mission Weltraumtouristen erreichen Internationale Raumstation ISS

Die erste komplett private Expedition wird auf der ISS begrüßt. Acht Tage sind die vier Gäste nun im All. Den Trip haben sie sich Millionen kosten lassen.
Die Astronauten und ihre Gäste: In den kommenden Tagen sind sie zu elft auf der ISS

Die Astronauten und ihre Gäste: In den kommenden Tagen sind sie zu elft auf der ISS

Foto: picture alliance / dpa / Nasa

Für einige ist es ein Meilenstein für die Raumfahrt, andere sehen darin die Spielerei sehr reicher Menschen: Rund 400 Kilometer hoch über der Erde haben amerikanische, russische und europäische Astronauten die Teilnehmer der ersten komplett privaten Mission zur Internationalen Raumstation ISS begrüßt. Die Besucher dockten am Samstag nach mehr als 20 Stunden Flug an und versammelten sich kurz darauf zu einem ersten Gruppenfoto in der Schwerelosigkeit, wie Livebilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten.

Die Gruppe – bestehend aus dem spanisch-amerikanischen Astronauten Michael López-Alegría, dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy – war am Freitag mit einer »Crew Dragon«-Raumkapsel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. Organisiert wurde die Reise zur ISS von dem privaten Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit der Nasa und Elon Musks Firma SpaceX.

Die internationale Raumstation ISS

Die internationale Raumstation ISS

Foto: REUTERS

Auf der Raumstation überreichte López-Alegría, der im Dienst von Axiom stehende Kommandant der Mission, seinen zahlenden Teamkameraden ein offizielles Astronautenabzeichen. »Wer eine bestimmte Grenze überschreitet, wird Astronaut«, sagte López-Alegría. »Ich hoffe, Larry, Eytan und Mark werden die Abzeichen mit Stolz tragen.«

Einzelne Weltraumtouristen gab es auf der ISS schon mehrfach, bei der »Ax-1«-Mission handelt es sich aber um die erste komplett private Crew. Die Axiom-Flieger sollen ihren achttägigen Aufenthalt an Bord der Station aber nicht nur genießen, sondern dort auch mehr als 25 wissenschaftliche Experimente durchführen. Ihre Mission verlief bisher weitgehend problemlos. Am Samstag hatten die Gäste in ihrer »Crew Dragon«-Kapsel lediglich für 45 Minuten etwa 20 Meter von der ISS entfernt ungeplant warten müssen, weil es ein Problem mit einer Videokamera gab, die für das Andockmanöver benötigt wurde.

Wissenschaft oder Privatvergnügen?

Für den Flug sollen die Axiom-Passagiere Medienberichten zufolge jeweils rund 55 Millionen Dollar (etwa 50 Millionen Euro) bezahlt haben. Als Weltraumtouristen sähen sie sich aber nicht, hatte Kommandant López-Alegría im Vorfeld betont. »Ich denke, der Weltraumtourismus hat eine wichtige Rolle, aber darum geht es hier nicht. Das ist definitiv kein Urlaub für meine Crewmitglieder.«

Einige Wissenschaftler bezweifeln das. »Ich würde sagen, zu mehr als 80 Prozent geht es bei der Mission um das Privatvergnügen der Teilnehmer, zu weniger als 20 Prozent geht es um Wissenschaft«, sagte Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität in München. »An die wirklich wichtigen Experimente wird man die Axiom-Teilnehmer nicht ranlassen.«

Die von den Axiom-Fliegern geplanten Experimente seien eher als eine Art »Feigenblatt« anzusehen, sagte Walter, betonte aber auch: »Ich meine das gar nicht herabwürdigend. Ich bin ein Fan von Weltraumtourismus. Damit kann man zeigen, dass an sich viele Menschen in der Lage wären, ins All zu fliegen.«

Auf der Station wird es nun voll, insgesamt sind elf Raumfahrer an Bord. Stören werden die Besucher die ISS-Astronauten aber wohl nicht. »Es ist Platz genug«, sagte Walter, »und auch die Dienstpläne sind nicht zu eng getaktet.« In den Modulen im Orbit arbeiten derzeit die US-Astronauten Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron sowie die drei Kosmonauten Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow. Zudem lebt die Axiom-Gruppe nun einige Tage lang Seite an Seite mit dem deutschen Astronauten Matthias Maurer, der seit November im All ist und noch bis Ende April bleiben soll.

flg/dpa-AFX
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