Neuer »Superjupiter« Forscher entdecken Riesenplaneten, den es nicht geben dürfte

Astronomen waren überzeugt, dass in der Nähe massereicher Sterne keine Planeten entstehen. Doch ausgerechnet bei einem gigantischen Doppelstern wurde jetzt einer der größten Planeten überhaupt gefunden.
Computersimulation des neu entdeckten Planeten: Viel zu groß für seinen Stern

Computersimulation des neu entdeckten Planeten: Viel zu groß für seinen Stern

Foto: L. Calcada / European Southern Observatory / AFP

In einer Umlaufbahn um den Doppelstern b Centauri hat ein internationales Forscherteam einen sogenannten »Superjupiter« entdeckt. So werden Planeten bezeichnet, deren Masse größer als die des größten Planeten im Sonnensystem, dem Jupiter, ist. Bemerkenswert ist diese Entdeckung nicht nur, weil dieser Planet zu den größten bisher bekannten Planeten zählt, sondern weil schon seine Existenz den Forschern Rätsel aufgibt.

Bisher war man davon ausgegangen, dass in Systemen mit besonders massereichen, heißen Sternen keine Planeten entstehen könnten, weil deren Hitze und Strahlung die Bildung solcher Himmelskörper verhindern würde. Von den rund 5000 bisher bekannten Planeten außerhalb des Sonnensystems, umkreist keiner einen Stern, der mehr als die dreifache Sonnenmasse hat.

Extreme Hitze und Strahlung

Der nun in rund 325 Lichtjahren Entfernung entdeckte Exoplanet, so nennt man Planeten außerhalb des Sonnensystems, umkreist jedoch ein Doppelsternsystem, dessen Gesamtmasse auf etwa das Sechs- bis Zehnfache der Sonnenmasse geschätzt wird: b Centauri.

Der größere der beiden Sterne wird zudem einer Kategorie besonders heißer Sterne zugeordnet, er soll dreimal höhere Temperaturen erreichen als die Sonne. Solche extrem heißen Sterne senden besonders viel ultraviolette Strahlung und Röntgenstrahlung aus, die die Bildung von Planeten eigentlich verhindern sollte.

Und doch konnten die Forscher die Existenz des Planeten, der nun b Centauri b heißt, nachweisen. Seine Bezeichnung folgt der Konvention, dass der erste in einem Sternensystem entdeckte Planet den Namen des Sternensystems, erweitert um den Buchstaben b , trägt. »Die Entdeckung eines Planeten um B Centauri war sehr aufregend, da sie das Bild über massereiche Sterne als Planetenwirte völlig verändert«, sagt der schwedische Astronom, Markus Janson , der zu dem Forscherteam gehört, das die außergewöhnliche Entdeckung gemacht hat.

Neue Technik hat die Entdeckung ermöglicht

Ihre Entdeckung haben die Wissenschaftler in dem Fachmagazin »Nature« veröffentlicht . Den gigantischen Planeten in so großer Entfernung zu finden war ihnen demnach nur möglich, weil sie ein neues Zusatzgerät namens Sphere (Spectro-Polarimetric High-contrast Exoplanet Research) benutzen konnten, das am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile montiert ist. Ein sogenannter Coronagraf, der in Sphere eingebaut ist, ermöglichte es den Forschern, das Licht der Sterne auszublenden, um die weniger hellen Planeten besser erkennen zu können.

So konnten sie herausfinden, dass b Centauri b etwa die zehnfache Masse des Jupiter hat, was gut der dreitausendfachen Erdmasse entspricht. Zudem ist er nicht nur enorm groß und umkreist einen gigantischen, superheißen Doppelstern, sondern tut das auch noch in einer enormen Entfernung von jenem Doppelstern. Diese sei rund einhundertmal größer als die Entfernung des Jupiters von der Sonne.

Ein kosmischer Jungspund

»Es ist eine raue Umgebung, die von extremer Strahlung beherrscht wird und in der sich alles in einem gigantischen Maßstab abspielt: Die Sterne sind größer, der Planet ist größer, die Entfernungen sind größer«, sagt Gayathri Viswanath. Er ist Doktorand an der Universität Stockholm und einer der Co-Autoren der Veröffentlichung.

Hinsichtlich seines Alters kann man den Giganten allerdings als kosmischen Jungspund betrachten: Das Sternensystem b Centauri ist erst 15 Millionen Jahre alt. Zum Vergleich: Das Alter der Sonne wird auf 4,5 Milliarden Jahre geschätzt.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Wissenschaftler allerdings auch festgestellt, dass b Centauri b vor 20 Jahren schon einmal aufgenommen worden ist. Damals war er jedoch noch nicht als Planet erkannt worden.

Es werde nun »eine faszinierende Aufgabe sein herauszufinden, wie er sich gebildet haben könnte«, sagt Astronom Markus Janson. Im Moment sei die Entstehung des Riesenplaneten den Forschern noch ein Rätsel.

mak
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