Europäisch-japanische Raumfahrtmission Sonde sendet Bild von der Venus

Eigentlich ist "BepiColombo" auf dem Weg zum Planeten Merkur, doch auf ihrem Weg machte die Sonde nun Stippvisite bei der Venus. Das Manöver soll das Raumfahrzeug abbremsen.
Die Kamera lieferte ein Schwarz-Weiß-Bild: Das Runde ist die Venus, im Vordergrund sind die Antennen der Sonde zu sehen

Die Kamera lieferte ein Schwarz-Weiß-Bild: Das Runde ist die Venus, im Vordergrund sind die Antennen der Sonde zu sehen

Foto: ESA / AP

Erfolgreiches Rendezvous im All: Auf ihrer Jahre dauernden Mission zum Merkur ist die Sonde "BepiColombo" am Donnerstag an der Venus vorbeigeflogen. "Es hat alles funktioniert", sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt.

Das Projekt ist die erste europäische Raumfahrt-Mission zum Merkur - dem Planeten, der unserer Sonne am nächsten ist. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur im Jahr 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche und auch die Sonnenwinde untersuchen.

Kurz vor 6.00 Uhr morgens mitteleuropäischer flog das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug in gut 10.000 Kilometer Entfernung an dem Nachbarplaneten der Erde vorbei. Das Manöver wurde aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuert.

Spekulationen über Leben auf der Venus

Vorbeiflüge an Planeten sind für "BepiColombo" nötig, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Nur so kann das Raumfahrzeug im Gravitationsfeld der Sonne abbremsen und schließlich mit der berechneten Geschwindigkeit in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur steuern. Am Donnerstagmorgen reduzierte sich die Geschwindigkeit um fast ein Zehntel auf rund 34 Kilometer pro Sekunde.

Ein ähnliches Manöver flog "BepiColombo" im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12.700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unseres Sonnensystems.

Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometer Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn gelangt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.

470 Grad dank Treibhauseffekt

Bei dem Flug um die Venus sammelte die Sonde mit elf Instrumenten an Bord Daten und schoss auch Bilder. Spekulationen, auf dem Nachbarplaneten könnte es Leben geben, hatten erst kürzlich für Aufsehen gesorgt. Im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Ein sicherer Nachweis für Leben ist das jedoch nicht, wie die Forscher selbst einräumten. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Die Nasa erwägt dennoch nun eine Mission zur Venus.


Venus und Erde sind fast gleich groß. Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zufolge haben sich die Nachbarplaneten aber sehr unterschiedlich entwickelt. Die Atmosphäre der Venus ist wesentlich dichter und besteht fast ausschließlich aus Kohlendioxid. Das bewirkt einen sehr starken Treibhauseffekt und Oberflächentemperaturen von rund 470 Grad. Die Existenz von Wasser und damit auch von Leben ist damit so gut wie ausgeschlossen.

koe/dpa
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