Als das 372 Kilogramm schwere Projektil mit 37.000 Kilometern pro Stunde in "Tempel 1" eindrang, muss die Explosion gewaltig gewesen sein. Der Staub aus den Resten des pulverisierten "Impactors" und Kometenmaterial breitete sich nach Erkenntnissen der Nasa mit rund fünf Kilometern pro Sekunde aus. Der Einschlagskrater liege mit einem Durchmesser von rund 250 Metern an der Obergrenze der vorherigen Schätzungen.
Den Grund dafür fanden die Forscher in der riesigen Wolke, die sich nach dem Treffer halbkreisförmig ausbreitete. Die "große Überraschung" sei die Trübung der Wolke und das von ihr abgestrahlte Licht, sagte Michael A'Hearn, Chefwissenschaftler der "Deep Impact"-Mission. Die Messungen legten nahe, dass der von der Oberfläche aufgewirbelte Staub extrem feinkörnig ist - "eher wie Talkumpulver als Sand", sagte A'Hearn. "Die Oberfläche sieht definitiv nicht so aus, wie die meisten Leute sie sich vorstellen - wie einen Eiswürfel."
Die Konsistenz des Kometenmaterials bedeute wahrscheinlich, dass "Tempel 1" über lange Zeit entstanden ist. Schon vorher hatten die Wissenschaftler Wasser, Kohlendioxid und organische Verbindungen in der Materialwolke entdeckt. Derzeit arbeiten sich die Experten der Nasa durch Gigabytes von Daten, die beim Aufprall des waschmaschinengroßen Kupfer-Projektils auf der Kometenoberfläche gesammelt wurden. Darunter sind auch rund 4500 Bildaufnahmen des Einschlags.
Die Bilder übertreffen laut A'Hearn alle Erwartungen. Vor allem die Fotos, die der "Impactor" in den Sekunden vor dem Aufschlag geschossen hat, begeistern die Forscher. "Wir können sogar Objekte mit einem Durchmesser von nur vier Metern ausmachen", sagte A'Hearn. Das sei zehnmal besser als alles, was bislang bei anderen Kometenmissionen gelungen sei.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Sonnenseite: Im Infrarotbild der "Deep Impact"-Sonde leuchtet die von der Sonne erwärmte Seite des Kometen "Tempel 1"
Heftiger Einschlag: Bilder des Weltraum-Observatoriums XMM-Newton von "Tempel 1" vor und unmittelbar nach dem Aufprall des "Impactors"
Die Bilder der Optical Ground Station der Esa auf Teneriffa zeigen, dass das von "Tempel 1" ausgestoßene Gas nach dem Treffer mit kleineren Staubpartikeln vermischt ist als vorher. Blau steht für kleine, Rot größere Partikel
Gefiltert: "Tempel 1" vier Tage vor und 15 Minuten nach dem Treffer. Das Bild der Optical Ground Station der Esa wurde durch einen Breitband-Rotfilter geschickt
Leuchtender Staub: 30 Minuten vor dem Aufschlag hat der "Impactor" dieses Bild von "Tempel 1" geschossen. Die Helligkeit wurde nachträglich erhöht, um den vom Kometen wegströmenden Staub sichtbar zu machen
Unberührte Schönheit: Das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte hat "Tempel 1" vor und nach dem Einschlag abgelichtet
Neues Antlitz: Das VLT-Bild zeigt, dass sich die Struktur des Kometen kurz nach dem Aufprall des "Impactors" stark verändert hat. Die neue, fächerartige Struktur ist nach Angaben der Südsternwarte rund 15.000 km groß
Staubwolke: Das Bild des La Silla Paranal Observatory, aufgenommen im sogenannten J-Band, zeigt links unten den Materialauswurf nach dem Aufschlag des "Impactors". Das Innere des Kometen (weißer Kasten) zeigte für längere Zeit erhöhte Aktivität
Helles Aufleuchten: Das Infrarotbild der Europäischen Südsternwarte zeigt "Tempel 1" vor dem Aufprall...
... und nach dem Treffer: Die Wissenschaftler haben anschließend eine zwei- bis dreimal höhere Helligkeit gemessen