Blick aus dem All Satellitenfoto zeigt Nordkoreas Raketenstart

Es war ein Glückstreffer: Ein US-Satellit hat aus 500 Kilometern Höhe den nordkoreanischen Raketenstart vom Sonntag fotografiert. Nach südkoreanischen Berichten gab es bei dem fehlgeschlagenen Test schwerwiegende Probleme.

Seoul - Der Himmel ist klar über dem Startplatz Tonghae als sich die 36 Meter lange Rakete donnernd vom Startplatz erhebt. Noch scheint alles nach Plan zu laufen, doch die Probleme werden sich schon bald über dem Pazifik einstellen. Das gute Wetter und eine gehörige Portion Zufall haben dafür gesorgt, dass es Satellitenfotos des nordkoreanischen Raketenstarts vom Wochenende gibt. Sie stammen vom kommerziellen Satellitenbetreiber DigitalGlobe und wurden nun von US-Forschungseinrichtungen wie dem Institute for Science und International Security und der Website GlobalSecurity.org  veröffentlicht.

Auf einem Bild, das unmittelbar nach dem Start der "Taepodong-2/Unha-2"-Rakete aufgenommen wurde, ist zu sehen, wie aus dem Antrieb des Flugkörpers Rauch und Flammen kommen (siehe Fotostrecke). Aufgenommen hat es der Satellit "Worldview-1", der in knapp 500 Kilometern Höhe um die Erde kreist und einer der Datenlieferanten für DigitalGlobe ist. Die Kamera Orbiters ist seit September 2007 in Betrieb und hat eine Bildauflösung von 50 Zentimetern. Weil er die Erde alle 95 Minuten umkreist, kann das Bild des nordkoreanischen Raketenstarts wohl tatsächlich als Glückstreffer bezeichnet werden.

Nordkorea hatte am Sonntag ungeachtet aller internationalen Proteste eine Rakete gestartet. Nach nordkoreanischen Angaben beförderte sie einen Kommunikationssatelliten ins All. Die USA, Japan und Südkorea werfen dem stalinistisch regierten Land jedoch vor, eine Langstreckenrakete getestet zu haben. Nach Erkenntnissen der USA, Südkoreas und Japans wurde kein nordkoreanischer Satellit auf eine Umlaufbahn in den Weltraum gebracht.

Nach US-Angaben stürzte die Rakete rund 3000 Kilometer vom Startplatz entfernt in den Pazifik. Die zweite und die dritte Raketenstufe hatten sich nach Angaben von Experten wie Tim Brown von Globalsecurity.org nicht wie geplant getrennt.

Es war nicht der erste fehlgeschlagene Raketentest der Nordkoreaner. So versagte im Juli 2006 eine "Taepodong-2"-Rakete nach ungefähr 40-sekündigem Flug. Sie stürzte ins Meer zwischen dem asiatischen Festland und Japan. Was beim Start einer "Taepodong-1"-Rakete im August 1998 passierte, ist nicht recht klar. Während Nordkorea auch in diesem Fall darauf beharrte, dass der transportierte Satellit die Umlaufbahn erreichte, konnten die Angaben im Westen nicht bestätigt werden, wo man deswegen von einem Fehlschlag der Mission ausgeht.

In Südkorea wird unterdessen genüsslich und im Detail über weitere Pannen der Nordkoreaner vom Wochenende berichtet: Die Zeitung "JoongAng Ilbo" berichtet unter Berufung auf südkoreanische Geheimdienstkreise, ein nordkoreanisches Schiff, das mit dem Einsammeln von Trümmern der Rakete beauftragt war, habe seine Fahrt wegen technischer Probleme abbrechen müssen. Außerdem sei ein Jagdflugzeug vom Typ Mig-21 abgestürzt, das den Abschussort schützen sollte. Das habe ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums bestätigt.

Nord- und Südkorea

Das nordkoreanische Militär weiß dem Bericht zufolge außerdem nicht, was mit der Trägerrakete geschah, da es nicht über Radargeräte verfüge, die den Raketenflug über Tausende Kilometer verfolgen könnten.

"Es wird Zeit brauchen"

Um die diplomatische Reaktion auf den Startversuch wird unterdessen noch immer gerungen. Der Uno-Weltsicherheitsrat hat sich nach wie vor nicht auf eine Kritik an Nordkorea einigen können. Die Uno-Botschafter der USA, Russlands, Chinas, Frankreichs und Großbritanniens hatten sich am Montagabend in New York zu weiteren Verhandlungen mit japanischen Diplomaten getroffen. Japans Uno-Botschafter Yukio Takasu sagte nach dem Treffen hinter verschlossenen Türen zu Journalisten, dass inzwischen in einigen Punkten eine Annäherung der Verhandlungspartner erzielt werden konnte. Der stellvertretende US-Außenamtssprecher Robert Wood erklärte, die Sache sei kompliziert und es werde Zeit brauchen. "Es geht hier nicht um etwas, von dem ich annehmen würde, dass wir das am nächsten Tag oder so lösen könnten."

Frankreichs Uno-Botschafter Jean-Maurice Rupert warf Pjöngjang einen klaren Verstoß gegen Resolution 1718 des Weltsicherheitsrates vor. Dadurch sei das höchste Uno-Gremium zum Handeln verpflichtet. Takasu erklärte, dass Japan von der Langstreckenrakete des kommunistischen Regimes in Pjöngjang mehr bedroht sei als alle anderen Länder. "Deshalb brauchen wir eine klare, scharfe und schnelle Reaktion des Rates."

chs/AFP/AP
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