Cassini-Fotos Mondfalten als Zeichen der Jugend

Aufnahmen vom Südpol des Saturnmondes Enceladus zeigen außergewöhnliche geologische Formationen: Die Oberfläche dort ist übersät mit Eisbrocken und zerklüfteten Ebenen. Die tektonischen Falten könnten darauf hindeuten, dass der Südpol des Mondes jünger ist als die restlichen Gebiete.

"Eine Landschaft, die durchsetzt ist mit hausgroßen Eisblöcken hatten wir nicht erwartet", sagt Peter Thomas von der Cornell University. Bei einem Vorbeiflug in 175 Kilometern Entfernung hatte die Raumsonde Cassini am 14. Juli neue detaillierte Fotos vom Südpol des Mondes geschossen. Die Aufnahmen zeigten neben den Eisbrocken ausgeprägte Risse und Furchen - Hinweise auf die komplexe Evolutionsgeschichte des weißen Saturnmondes.

Denn im Gegensatz zu den anderen Eis-Monden des Saturns ist Enceladus nur teilweise mit Aufschlagskratern übersät. Das Gebiet um den Südpol ist kraterfrei, dafür zerfurcht von überkreuzenden Gräben, die aussehen wie Spuren von Tigerkrallen. Die Wissenschaftler deuten das als Hinweis auf noch junge geologische Aktivitäten in dieser Region. Darüber hinaus ist der Frost in den fotografierten Breitengraden nicht fein-, sondern äußerst grobkörnig.

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Enceladus: Porträt eines Mondes

Foto: NASA / JPL / Space Science Institute

Enceladus umgibt eine Atmosphäre aus geladenen Wasserstoffteilchen, obwohl er eine eher schwache Anziehungskraft hat. Die tektonischen Narben könnten durch eine Verlagerung der Rotation des Mondes entstanden sein. Einige der aktuellen Bilder tragen vielleicht die Antwort darauf in sich: Die Fotos zeigen parallele Hügelketten und Täler, die sich systematisch um den Südpol herum verformen.

"Diese tektonischen Besonderheiten bilden eine Grenze, die die junge, südpolare Region von älteren Gebiet abgrenzt", erklärt Paul Helfenstein, der die Fotos ausgewertet hat. Die Platzierung und Ausrichtung dieser tektonischen Formationen könnten auch erklären, was die Energie für die auffälligen geologischen Umformungen geliefert hat. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Vulkane hinter den tektonischen Bewegungen stecken.

Enceladus gilt als Material-Quelle für den ausgedehnten und diffusen E-Ring des Saturns, der sich mit der Umlaufbahn des Mondes überschneidet. Die Forscher sind nun dabei, die Daten über die Temperatur, Partikel und Magnetfelder auf dem Mond auszuwerten. Zusammen mit den Bildern könnten diese Daten helfen, die Rätsel um den Eismond zu lösen.

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