"Columbia"-Absturz
Nasa rückt von Schaumstoff-Theorie ab
Ist der beim Start abgefallene Schaumstoff doch nicht schuld am "Columbia"-Unglück? Die Nasa hat die bislang favorisierte Erklärung für den Absturz verworfen. Es müsse "eine andere Ursache" geben, hieß es jetzt.
Das vermutlich gut ein Kilogramm schwere Stück Schaumstoff, das sich beim Start vom Außentank der "Columbia" löste, kann nach Auffassung der Nasa den Absturz der Raumfähre nicht erklären. "Es macht keinen Sinn, dass dieses Trümmerteil die Ursache für den Verlust der Fähre und der Crew sein soll", sagte der Direktor des Shuttle-Programms, Ron Dittemore, am Mittwoch in Houston.
Das Stück aus der Tankisolierung war Ingenieuren der US-Raumfahrtbehörde auf Videoaufnahmen des Starts aufgefallen. Es hatte sich etwa 80 Sekunden nach dem Abheben gelöst und war auf den Shuttle-Flügel geprallt. Ähnliche Vorfälle hatte es schon bei früheren Missionen gegeben. Zudem kamen Nasa-Experten noch während des Fluges zu dem Schluss, dass eine mögliche Beschädigung des Hitzeschildes durch den Schaumstoff kein Sicherheitsrisiko darstelle.
An dieser Analyse hält die Raumfahrtbehörde weiterhin fest. Die mit der Untersuchung des Unglücks beschäftigten Spezialisten konzentrierten sich mittlerweile auf eine "andere Ursache", bekräftigte Dittemore auf einer Pressekonferenz. Nach seinen Angaben machen die Ermittlungen Fortschritte. Allerdings sei es noch nicht gelungen, neue Informationen aus dem Datenmaterial zu gewinnen, das Bodencomputer in den 32 Sekunden nach Abbrechen des Funkkontakts aufgezeichnet haben.
Die Nasa zieht auch die Möglichkeit in Betracht, dass die "Columbia" von einem Meteoriten oder Weltraumschrott getroffen wurde. Aufschlüsse erhofft sich die Raumfahrtbehörde von noch nicht geborgenen Trümmern des Shuttle. Das besondere Interesse der Suchmannschaften gilt der linken Tragfläche sowie dem linken Fahrwerksschacht. In diesen Bereichen hatten Sensoren in den letzten Minuten vor der Katastrophe einen auffälligen Temperaturanstieg registriert.
In Kalifornien wurde inzwischen ein Metallteil von der Größe eines Handtellers gefunden, das vermutlich vom Shuttle stammt. Wie Experten meinen, handelt es sich möglicherweise um die Haltevorrichtung einer der Schutzkacheln der "Columbia". Der Kachelpanzer, der die Fähre vor den hohen Temperaturen beim Wiedereintritt schützen sollte, könnte beim Unglück eine entscheidende Rolle gespielt haben.