Computerfehler Space Shuttle kennt keinen Jahreswechsel

Die Space Shuttles machen der Nasa weiterhin Ärger. Jetzt gibt es Diskussionen um den für Anfang Dezember geplanten Start der "Discovery": Da die Computer der Raumfähre den Jahreswechsel nicht verarbeiten können, soll der Start vorverlegt werden.

Wenn auf Erden Silvester gefeiert wird, möchte die Nasa lieber kein Space Shuttle im Weltraum sehen: Der Jahreswechsel könnte gefährliche Probleme an Bord der Raumfähre verursachen. Die 30 Jahre alten Computer seien "nie dafür konstruiert worden, über einen Jahreswechsel hinweg in Betrieb zu sein", sagte Wayne Hale, Manager des Shuttle-Programms der US-Raumfahrtbehörde.

Nun steht erneut ein Starttermin einer Raumfähre auf der Kippe: Am 7. Dezember sollte die "Discovery" zu einer zwölftägigen Reise zur Internationalen Raumstation (ISS) aufbrechen. Sollte sich der Start aber aufgrund technischer Probleme verzögern, käme man dem Jahresende gefährlich nahe. Bei der Nasa überlegt man deshalb, den Start auf den 6. Dezember vorzuziehen. Shuttle-Verspätungen aufgrund technischer Schwierigkeiten waren zuletzt keine Seltenheit: Erst vergangene Woche musste die Nasa drei Starttermine im nächsten Jahr verschieben, weil erneut die Außentanks der Shuttles überarbeitet werden sollen.

Nach dem Absturz der "Columbia" im Februar 2003 hat die Nasa zwar versucht, die Schwäche in der betagten Shuttle-Software zu beheben. Dennoch wollen die Verantwortlichen lieber kein Risiko eingehen. Laut Hale besteht das Problem darin, dass die Computer der "Discovery" am 1. Januar 2007 nicht auf das neue Jahr umspringen, sondern den 366. Tag des Jahres 2006 schreiben. Die Systeme am Boden aber, die den Shuttle bei der Navigation unterstützen, beherrschen die korrekte Zeitrechnung.

Diese Diskrepanz könnte zu folgenschweren Fehlern führen, befürchten die Nasa-Techniker. Als Alternative bliebe nur, den Hauptcomputer des Shuttles neu zu starten - was allerdings bedeuten würde, dass die Astronauten eine Zeit lang manövrierunfähig und ohne Navigationsdaten im All schweben.

Das Computerproblem bereitet der Nasa nicht zum ersten Mal Ärger. 1999 musste ein Shuttle einen Reparaturflug zum "Hubble"-Weltraumteleskop vorzeitig beenden, um am 27. Dezember landen zu können. Die Nasa ließ dafür einen von vier geplanten Außeneinsätzen im All ausfallen.

Auch jetzt wird die Raumfahrtbehörde in einem unpassenden Moment von der Computerschwäche erwischt: Der Zeitplan für die Fertigstellung der ISS ist eng, da die Nasa die Space Shuttles im Jahr 2010 ausrangieren will. Erst vergangene Woche hat Nasa-Direktor Michael Griffin entschieden, zusätzlich noch einen Reparaturflug zum "Hubble"-Teleskop einzuplanen.

mbe/rtr

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