Deutsche Mond-Sonde Machbarkeitsstudie für abgeblasene Mission

Mit welcher Technik kann ein unbemanntes Raumschiff auf dem Mond landen? Das will das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) jetzt untersuchen lassen. Ein kurios anmutendes Vorhaben - denn die geplante deutsche Mondmission wurde längst aus Kostengründen gestrichen.

Fliegen die Deutschen doch noch eine Sonde zum Mond? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man liest, was Nachrichtenagenturen am Freitag aus Bremen berichten. Fast 40 Jahre nach der ersten Mondlandung setze nun auch die deutsche Raumfahrt zum Sprung auf den Erdtrabanten an, berichtet beispielsweise die Deutsche Presseagentur (dpa). Spätestens 2012 solle ein erstes Testfahrzeug auf dem Himmelskörper landen, von 2020 an könnten dann unbemannte Transporter regelmäßig zum Erdtrabanten fliegen.

Diese Aussage verblüfft. Zwar gab es vor einigen Jahren tatsächlich ernsthafte Planungen für einen Flug eines deutschen Raumschiffs zum Erdtrabanten. Doch die Bundesregierung hat den Etat im Sommer 2008 gestrichen.

Warum nun also die neue Untersuchung über die Machbarkeit einer Mondlandung? "Die Vergabe einer Studie hat nichts mit der Planung einer Mondmission zu tun", sagt DLR-Sprecher Andreas Schütz auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Beim DLR würden immer wieder Dinge untersucht, was nicht automatisch bedeute, dass diese auch realisiert würden.

Die vom DLR in Auftrag gegebene Studie hat ein Volumen von knapp von einer Million Euro. Experten des Unternehmens EADS-Astrium sollen die technischen Anforderungen an ein Landefahrzeug ermitteln. Es gehe darum, Technologien zu identifizieren, die für weiche und präzise Landungen notwendig seien, sagte Astrium-Bereichsleiter Peter Kyr am Freitag.

Die Landung einer Mond-Sonde setzt nach Angaben von Kyr eine völlig neuartige Navigation voraus, die mit optischen Sensoren ausgestattet ist und komplett eigenständig agieren kann. "Dafür gibt es bereits Schlüsseltechnologien, die aber noch nicht für den Bau ausgereift sind", sagte Kyr. Das Landefahrzeug müsse Hindernisse von alleine erkennen und entsprechend reagieren können - und das innerhalb weniger Sekunden.

Die Ergebnisse der Studie sollen spätestens Anfang 2010 vorliegen. In einem zweiten Schritt soll dann von 2012 an ein erstes Fahrzeug für Tests auf der Erde entwickelt werden. Den Auftrag dazu werde die DLR wieder ausschreiben, sagte der Leiter Orbitale Systeme und Exploration, Michael Menking.

hda/dpa/ddp
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten