Lost in Trumpianisch Die Mond-Mars-Schwäche des US-Präsidenten

Auf Twitter entlädt sich Spott über Donald Trump, weil er den Mond als "Teil des Mars" bezeichnet. Hat der US-Präsident im Unterricht nicht aufgepasst - oder ist er eben schlicht nicht in der Lage, Gedanken korrekt zu artikulieren?
Donald Trump am 5. Juni 2019

Donald Trump am 5. Juni 2019

Foto: MANDEL NGAN/ AFP

Zu Zeiten des Kalten Kriegs, als es noch die Sowjetunion gab, standen Regierungen im Westen oft vor einem Problem: Sie versuchten, aus teils widersprüchlichen und gelegentlich obskuren Signalen aus Moskau zu lesen, was der Kreml denn nun eigentlich im Schilde führte. Kreml-Astrologie wurde diese Disziplin genannt.

Die Sowjetunion ist seit Langem Geschichte. Dafür sitzt nun in Washington ein Staatschef im Weißen Haus, dessen Ausführungen mit Mitteln der Logik zu folgen gelegentlich eine Herausforderung ist.

Jedenfalls liest sich Donald Trumps jüngste Argumentation in einem Streit mit der Nasa etwas kryptisch. Auslöser des Konflikts - so viel lässt sich nachvollziehen - war die Ankündigung der US-Weltraumagentur, die Raumstation ISS im großen Stil für Touristen zu öffnen.

Trump ging die Nasa daraufhin auf Twitter an: Sie solle "nicht mehr darüber sprechen, zum Mond zu gehen - das haben wir vor 50 Jahren gemacht. Sie sollten sich auf viel größere Dinge konzentrieren, die wir tun, einschließlich Mars (von dem der Mond ein Teil ist)."

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Der Mond ein Teil des Mars? Trumps Kurznachricht löste auf Twitter binnen kurzer Zeit einen Spottsturm aus. Da habe wohl jemand von seinem Vater auch das Bestehen der Astronomie-Kurse bezahlt bekommen, kommentierten einige Nutzer.

Die "Washington Post" nahm Trumps Äußerung zum Anlass, um einen Text zum Thema als "Fakten-Check" und mit der Überschrift "Was ist der Mond?" zu bewerben.

Aus dem "Post"-Artikel geht allerdings auch hervor, dass beim Trump-Tweet das grundlegende Problem nicht in mangelhaften Astronomie-Kenntnis war - sondern eher eine gewisse Schwäche, die eigenen Gedanken verständlich zu artikulieren. Mit "Mond" meinte Trump in seinem Tweet offenkundig nicht den Erdtrabanten an sich, sondern das Nasa-Vorhaben einer Rückkehr von US-Astronauten zum Mond. Und mit "Mars" nicht den Roten Planeten an sich, sondern das US-Projekt eines bemannten Flugs dorthin.

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Der derzeit Hohn und Spott provozierende Satz müsste dann etwa so heißen:

Die Nasa solle sich "auf viel größere Dinge konzentrieren, die wir tun, einschließlich des Projekts eines bemannten Flugs zum Mars (von dem die Rückkehr zum Mond ein Teil ist)."

So würde der Satz zumindest einen Sinn ergeben, ebenso wie die Reaktion der Nasa. Deren Chef Jim Bridenstine antwortete auf Trumps Tweet: "Wie der Präsident der Vereinigten Staaten sagt, benutzt die Nasa den Mond, um Menschen zum Mars zu schicken!" Zudem verwies er auf unbemannte Missionen, die sich gegenwärtig auf dem Roten Planeten befinden oder auf dem Weg dorthin sind.

Werbefilme sollen bald im All gedreht werden

Dabei dürfte dem US-Präsidenten Bridenstines Plan für die kommerzielle Nutzung der ISS gefallen: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will Touristen ab 2020 in großem Stil und zu hohen Preisen auf der Raumstation ISS beherbergen. Das soll auch gut für die Steuerbelastung der US-Bürger sein. Die Vereinigten Staaten tragen den Großteil der Kosten für die ISS von weit mehr als drei Milliarden Euro im Jahr. Die Gesamtkosten für Aufbau und Betrieb belaufen sich nach Schätzungen bereits auf deutlich über hundert Milliarden Euro.

Deshalb wird ein Trip zur ISS auch alles andere als billig: Die Kosten liegen demnach bei etwa 35.000 Dollar (knapp 31.000 Euro) - pro Tag und ohne An- und Abreise. Den Transportpreis schätzte Finanzchef Jeff DeWit auf mehr als 50 Millionen Dollar. Zwei Missionen pro Jahr von bis zu 30 Tagen pro Gruppe sollen künftig möglich sein. Die Nasa rechnet mit ungefähr einem Dutzend privaten Astronauten pro Jahr.

Die genauen Kosten werden von den privaten Raumfahrtunternehmen festgelegt, mit denen die Nasa zusammenarbeiten will. SpaceX und Boeing sollen die privaten Crews zur ISS rund 400 Kilometer über der Erde bringen und auch wieder nach Hause fliegen. Sie seien auch dafür verantwortlich, dass die Besatzungen die medizinischen Voraussetzungen und Trainingsstandards für einen Aufenthalt auf der ISS einhalten.

Die neue Zielgruppe der Raumfahrtbehörde sind nicht nur Superreiche, sondern auch die US-Privatwirtschaft. So könnten die ISS-Labore für kommerzielle Interessen geöffnet werden und Werbefilme im Weltraum gedreht werden, hieß es. Zudem kündigte die Nasa an, dass die Möglichkeit geschaffen werde, ein kommerzielles Modul an die Station anzudocken.

beb/dpa
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