Eis und Wasserdampf Saturnmond zeigt mysteriöse Aktivität
Die ersten Wärmebilder von Enceladus waren für die Wissenschaftler in Europa und den USA eine faustdicke Überraschung. Entgegen aller Vorhersagen war der Südpol nicht etwa eine der kältesten Stellen des eisigen Saturnmondes, sondern die mit Abstand wärmste.
Bei einem engen Vorbeiflug hat die Raumsonde "Cassini" jetzt große Mengen an Eispartikeln und Wasserdampf gemessen. Am Südpol von Enceladus schleudere eine Art interner Dampfkessel pro Sekunde eine halbe Tonne des Materials ins All, berichteten Experten aus den USA und Deutschland bei einer Konferenz im britischen Cambridge.
Der Materialausstoß ähnele dem eines Kometen, der in der Nähe der Sonne erwärmt wird und einen leuchtenden Schweif aus Wasserdampf und Eispartikeln hinter sich herzieht. Bei Enceladus aber sei wahrscheinlich innere Hitze der Auslöser, vermutlich verursacht durch starke Gezeitenkräfte.

Enceladus: Porträt eines Mondes
Und das ist das eigentliche Mysterium: Da Enceladus einen Durchmesser von nur 500 Kilometern besitzt, sollte er normalerweise gar nicht in der Lage sein, solche Wärme zu halten. Rätselhaft ist auch, warum sich die Aktivität ausgerechnet auf den Südpol konzentriert. "Es ist einer der faszinierendsten Aspekte von Enceladus, dass er für einen Eismond so winzig und doch geophysisch so aktiv ist", sagt Bob Brown von der University of Arizona in Tucson. "Enceladus und seine unglaubliche Geologie sind für uns ein wunderbares Rätsel."
"Cassini" hat das Eis und den Wasserdampf direkt über drei auffälligen Spalten entdeckt, von den Forschern liebevoll "Tigerstreifen" genannt werden. Sie sind 130 Kilometer lang und entstanden nach neuesten Erkenntnissen erst vor 10 bis 1000 Jahren.
Die Materie, die aus ihnen empor geschleudert wird, verschwindet zudem nicht auf Nimmerwiedersehen in den Tiefen des Alls - sondern könnte für die Entstehung des E-Rings des Saturns verantwortlich sein. "Diese Entdeckung könnte erklären, warum Enceladus den E-Ring so effektiv mit neuem Material versorgt", sagt Frank Spahn von der Universität Potsdam, Mitglied des Teams, das für den "Cosmic Dust Analyzer" an Bord von "Cassini" verantwortlich ist.