Derzeit haben die Esa-Mitarbeiter vom Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt viel zu tun. Die Europäische Weltraumagentur schickt dieses Jahr gleich vier Satelliten ins All - mit vier verschiedenen Raketen.
Voraussichtlich am 25. April startet der 1,15 Tonnen schwere Erdbeobachtungs-Satellit "Sentinel-3B" von der russischen Militärbasis in Plessezk aus in eine Umlaufbahn von rund 815 Kilometern Höhe. Wohl zum letzten Mal werde dabei die russische Trägerrakete "Rockot" für die Esa zum Einsatz kommen, sagt Paolo Ferri, Leiter des Missionsbetriebs. Der Satellit ergänzt "Sentinel-3A", der schon seit gut zwei Jahren im Weltall kreist. "Um die Mission zu erfüllen, braucht man zwei Satelliten", erläutert Ferri.
Das Erdbeobachtungs-Paar misst die Temperatur auf der Erdoberfläche und den Ozeanen sowie deren Höhe und Farbe - alle ein bis zwei Tage an derselben Stelle. "Daran, wie die Vegetation das Licht reflektiert, kann man zum Beispiel zwischen einem gesunden und einem kranken Wald unterscheiden", sagt Ferri. "Sentinel" gehört zum Erdbeobachtungsprogramm "Copernicus". Hochschulen, Institutionen, Unternehmen, aber auch Bürger können die Daten kostenlos nutzen.
Die anderen drei Satelliten starten innerhalb weniger Wochen vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Den Anfang macht der 1,4 Tonnen schwere Erdbeobachtungssatellit "Aeolus". Sein Start ist am 21. August mit einer Vega-Trägerrakete geplant. Er soll in einer Umlaufbahn von rund 320 Kilometern Höhe drei Jahre lang Winde und Windgeschwindigkeiten messen sowie Daten über die Umweltverschmutzung der Atmosphäre für wissenschaftliche Studien liefern. "Um seine niedrige Umlaufbahn zu halten, braucht er viel Treibstoff", sagt Ferri.
Der Wetterbeobachtungssatellit "Metop-C" wird von der Esa für Eumetsat (Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten) gebaut. Der Start ist für den 19. September mit einer Sojus-Rakete geplant. Nach ein paar Tagen gibt Esoc dann die Kontrolle über den einige Tonnen schweren Satelliten ab, an das nur wenige Hundert Meter entfernte Eumetsat.
"Metop-C" soll mindestens sieben Jahre aus einer Umlaufbahn von rund 800 Kilometern Höhe Daten für die Wettervorhersage liefern.
Die stärkste Rakete braucht der 4,1 Tonnen schwere "BepiColombo", der bis zu seiner Zielumlaufbahn am Merkur fast sieben Jahre unterwegs sein wird. Vorher fliegt er sechsmal an dem kleinen Planeten vorbei, um zu entschleunigen und nicht auf die nahe Sonne zu fallen. Nach rund 14 Jahren komplizierter Entwicklung mit Rückschlägen soll es ab 19. Oktober mit einer Ariane-Rakete los gehen - der erste Flug der Esa zum Merkur.
"Normalerweise dauern die Vorbereitungen für eine komplexe Mission von der ersten Definition bis zum Start sechs bis acht Jahre", sagt Ferri. Doch die Merkur-Mission ist eine besondere Herausforderung. Denn noch immer ist der Planet fast unbekannt.
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"Galileo"-Satelliten Nummer 5 und 6 auf dem Weg ins All (Computergrafik): Nach dem Start in Kourou wurden die beiden wichtigen Bestandteile des weltraumgestützten Navigationssystems in einer zu niedrigen Umlaufbahn ausgesetzt.
Start einer "Sojus"-Rakete von Kourou (Computergrafik): An Bord haben diese Raketen jeweils zwei "Galileo"-Satelliten. Die Europäer wollen mit ihrer Hilfe eine europäische Alternative zu anderen Navigationssystemen wie GPS aufbauen.
"Galileo"-Satellit im All (Computergrafik): Nachdem die "Sojus"-Rakete sie in mehr als 23.000 Kilometer Höhe abgesetzt hat, müssen die Satelliten mit einem Dauerbeschuss durch kosmische Strahlung klarkommen.
"Galileo"-Flotte im Orbit (Computergrafik): Insgesamt 30 Satelliten soll es geben, wenn das System eines Tages komplett ist. Vier Satelliten sind bisher auf ihren Umlaufbahnen positioniert worden.
"Sojus" beim Start (Computergrafik): Bei allen Alleingängen hat "Galileo" die Europäer in einem entscheidenden Feld zur Kooperation gebracht. Zusammen mit russischen Spezialisten haben sie eine "Sojus"-Rampe auf dem Weltraumbahnhof Kourou hochgezogen.
Vor dem Aussetzen der Nutzlast im Orbit (Computergrafik): Die russischen "Sojus"-Raketen sind für die Europäer vor allem deswegen interessant, weil sie pro Start deutlich weniger kosten als die "Ariane".
Aussetzen eines "Galileo"-Satelliten (Computergrafik): Das System soll ab 2015 erste Dienste anbieten, die volle Einsatztauglichkeit ist erst für Ende des Jahrzehnts geplant.
Atomuhr an Bord des Satelliten (grafische Darstellung): Die Wasserstoff-Atomuhren haben nach Herstellerangaben eine Lebenszeit von etwa zwölf Jahren, die Rubidium-Atomuhren sollen deutlich länger nutzbar sein.
So funktioniert die Navigation: Die Satelliten funken Zeitinformationen zusammen mit ihrer aktuellen Position zur Erde. Dort kann ein Empfänger aus der Laufzeit des Signals seinen Standort genau berechnen, wenn er mindestens vier Satelliten im Blick hat.
"Sojus"-Startrampe in Kourou: Der Start in Äquatornähe spart gehörig Raketentreibstoff, weil sich die Rotation der Erde mitnutzen lässt.
Im "Sojus"-Kontrollraum von Kourou: Hier arbeiten Franzosen mit russischen Kollegen zusammen.
Entscheidendes Steuerelement: So sieht die Box aus, von der aus der Start einer "Sojus" kontrolliert wird.
Kontrollraum "Jupiter" in Korou: Das Galileo-System ist ein europäisches Prestigeprojekt.
"Sojus"-Startplatz in Kourou: Beim Bau der Rampe hatte es jahrelange Verzögerungen gegeben, unter anderem weil eine Art riesige Garage gebaut werden musste, die die "Sojus" vor Regen schützt.
Robuste Technik in neuer Umgebung: Auf dem schwer bewachten Dschungelgelände ist eine Startrampe nach dem Vorbild des russischen Weltraumbahnhofs Baikonur entstanden.
Mühevoll gebaute Startanlage: Die Arbeiten im Untergrund waren extrem aufwendig und sorgten für lange Verzögerungen.
Nichts für Besucher mit Höhenangst: Trotz eines Geländers muss man schwindelfrei sein, um hinabzusehen. Der gähnende Schlund ist an einer Seite geneigt wie eine Sprungschanze, um Abgase und Krach von der startenden Rakete wegzuleiten.
Abgeschottet und gesichert: Wegen des latenten Misstrauens gegenüber den Russen liegt der neue Startplatz weitab der bisherigen Anlagen in Kourou. Die "Sojus"-Rampen sind weggesperrt hinter Stacheldraht, Elektrozäunen und mehreren bewachten Checkpoints.
Dezent präsent: Auf dem Gelände des Centre Spatial Guyanais patrouillieren zahlreiche Fremdenlegionäre.
Drei-zwei-eins-Start: Der Anfang des Premierenflugs am 5. Dezember 2014 ist geglückt. Eine Delta-IV-Rakete brachte das neue Flaggschiff der Nasa in den Orbit.
Bilderbuchstart: Das Wetter in Cape Canaveral war perfekt, es gab keine technischen Probleme.
Raumschiff "Orion" (vorn) mit angekoppelter Oberstufe (Zeichung): Beim ersten Testflug haben die Ingenieure der Nasa und des Industriepartners Lockheed vor allem Daten gesammelt.
Startrampe in Cape Canaveral: Die Schwerlastrakete vom Typ Delta IV verfügt über drei Booster.
Premiere: Bisher wurde "Orion" nur am Boden getestet - Anfang Dezember hat das neue Flaggschiff der Nasa zwei Runden um die Erde gedreht -, noch ohne Astronauten.
Blick ins Raumschiff: Bis zu sechs Astronauten passen in die Kapsel. Für Langzeitflüge will die Nasa die Kapsel mit weiteren Modulen zusammenkoppeln, damit die Astronauten mehr Platz haben und genug Nutzlast mitnehmen können.
"Orion" mit Servicemodul (Zeichnung): In der kegelförmigen Kapsel vorn sitzen die Astronauten. Die Tonne dahinter ist das in Europa hergestellte Servicemodul, in dem der Antrieb sowie Wasser- und Sauerstoffvorräte untergebracht sind. Beim ersten Testflug war das Servicemodul noch nicht dabei, an seiner Stelle wurde ein Dummy montiert. Für den Antrieb im Orbit sorgt die noch angekoppelte Oberstufe der Rakete.
Vision Mondlandung (Zeichnung): Die Anleihen bei den legendären Apollo-Fähren sind kaum zu übersehen.
Astronaut Buzz Aldrin auf dem Mond (Archivbild): Mit "Orion" will die Nasa an ihre besten Tage vor über 40 Jahren anknüpfen.
Rasanter Rückflug (Zeichnung): Die "Orion"-Kapsel wird mit 8,9 Kilometern pro Sekunde (32.000 Stundenkilometer) in die Erdatmosphäre rasen. Das Hitzeschild dürfte dann 2200 Grad heiß werden - ein wichtiger Test für spätere bemannte Flüge.
Testlandung in der Wüste von Arizona (Archivbild): Drei große Fallschirme sollen die Kapsel auf etwa 25 Stundenkilometer abbremsen.
Testwasserung (Archivbild): Landen soll die Kapsel nicht auf festem Grund, sondern im Pazifik.
Startvorbereitungen (11. November 2014): Das "Orion"-Raumschiff wird zur Startrampe gefahren.
Das Raumschiff sitzt an der Spitze der Schwerlastrakete. Dies hat den Vorteil, dass die Kabine im Falle einer Havarie abgesprengt und mit Düsen aus der Gefahrenzone manövriert werden kann.
Beim Bergen der gelandeten Kapsel aus dem Pazifik lässt sich die Nasa von der Marine helfen - diese setzt dafür die "USS Anchorage" ein.
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