Projekt von Esa und Nasa Wie Wissenschaftler die Erde vor Asteroiden schützen wollen
Es ist eine Gefahr aus dem All, mit dem die Menschheit bisher nur bedingt umzugehen weiß: Asteroiden.
Dass ein solcher Himmelskörper der Erde wirklich gefährlich werden kann, ist aus Sicht von Experten zwar unwahrscheinlich - aber doch möglich.
Franco Ongaro, Esa-Direktor für Technologie:
"Ja, die Chance (getroffen zu werden) kann bei 1:1.000.000 liegen. Aber wenn dieser eine Fall morgen eintritt, sind Sie in Schwierigkeiten. Wir wissen, dass es wieder passieren wird – und es passiert andauernd. Tonnen von Material fallen vom Himmel auf die Erde. Zum Glück sind drei Viertel der Erde von Wasser bedeckt und ein weiterer großer Teil durch Wüste oder Eis. Aber das ist Glück. Das ist kein wissenschaftlicher Weg, um sich dem Problem anzunehmen."
Eine Zusammenarbeit zwischen der europäischen Raumfahrtbehörde Esa und der Nasa soll nun für mehr Sicherheit sorgen. Dafür hat die Esa gerade Verträge mit dem Satellitenbauer OHB unterzeichnet. Das Projekt heißt "Hera", nach der griechischen Göttin und kostet knapp 130 Millionen Euro.
Das Ziel: Die Wissenschaftler möchten die Folgen eines Aufpralls auf einen Asteroiden untersuchen, um daraus eine Technik zum Umlenken solcher Gesteinsbrocken im All zu entwickeln.
Rolf Densing, Esa-Direktor:
"Die Menschheit war bisher Einschlägen durch Asteroiden und erdnahen Objekten schutzlos ausgeliefert und inzwischen haben wir sowohl die Technologie als auch den Wohlstand und uns dagegen zu wehren. Das ist schon historisch."
Der Plan: Im Juni 2021 soll die US-Sonde "Dart" starten und 2022 auf den kleineren Brocken eines Doppelasteroiden in 150 Millionen Kilometern Entfernung treffen. Der Aufprall wird nach Auffassung der Experten einen Krater hinterlassen und die Laufbahn des Himmelskörpers verändern. Damit wäre der Brocken laut der Raumfahrtbehörde der erste Himmelskörper, dessen orbitale und physikalische Eigenschaften von Menschenhand verändert werden - wenn es klappt.
2024 soll dann "Hera", eine Raumsonde von der Größe eines Schreibtisches, zu dem Doppelasteroiden fliegen, 2026 ankommen und dann sechs Monate lang Daten sammeln. Minisatelliten an Bord der "Hera", das sind zehn Zentimeter große Würfel, sollen das Innere des Asteroiden untersuchen. Davon versprechen sich die Forscher ein besseres Verständnis von der Struktur dieser Gesteine. Die Aufgabe ist komplex.
Marco Fuchs, Geschäftsführer des Satellitenbauers OHB:
"Die größte Herausforderung ist im Grunde die Entfernung. Die Hera-Sonde fliegt sehr, sehr weit – anderthalb Mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne. Und sie muss da autonom agieren. Sie nähert sich darüber hinaus einem sehr, sehr kleinen Himmelskörper an. Asteroiden haben praktisch keine Anziehungskraft. Das heißt, man muss sehr genau steuern und die erst einmal natürlich finden und sich dann so annähern, dass man auch wirklich beobachten kann, was durch den hoffentlich zuvor erfolgten Einschlag der amerikanischen Sonde zugetragen hat auf dem Asteroiden."
Dass größere Objekte immense Schäden verursachen können, zeigte ein Fall in Russland. Im Februar 2013 trat ein Brocken mit 20 Metern Durchmesser in die Erdatmosphäre ein und explodierte. Die Druckwelle verletzte etwa 1500 Menschen, zumeist durch zerborstene Scheiben. Nur ein winziger Bruchteil des Meteoriten, rund fünf Tonnen, erreichte den Boden. Bei Asteroiden einer Größe ab 50 Meter muss Experten zufolge über eine Ablenkung nachgedacht werden.