

Planeten um frisch geborene Sterne entstehen offenbar deutlich früher als angenommen. Das zeigen eindrucksvolle Bilder aus dem All. Es handele sich um die bislang detailreichsten Aufnahmen eines entstehenden Sonnensystems, berichten die Forscher.
Die Bilder des Radioobservatoriums Alma in Chile zeigen die Staubscheibe um den jungen Stern HL Tauri im Sternzeichen Stier. Deutlich sind in der Scheibe dunkle Ringe und Lücken zu erkennen, die höchstwahrscheinlich von entstehenden Planeten stammen, wie die europäische Südsternwarte Eso in Garching bei München mitteilte.
"Das ist überraschend, da so junge Sterne eigentlich keine großen planetaren Begleiter haben sollten, die in der Lage sind, die Strukturen zu verursachen, die wir beobachten", erläutert Stuartt Corder, stellvertretender Direktor von Alma.
Jubel der Forscher
"HL Tauri ist nicht mehr als eine Million Jahre alt, und trotzdem scheint seine Scheibe voll von entstehenden Planeten zu sein", betont Corders Kollegin Catherine Vlahakis. "Diese eine Aufnahme allein wird die Theorien zur Planetenentstehung revolutionieren."
Auch deutsche Forscher jubeln über ihr neues Observatorium in Chile, das seit 2011 solche Aufnahmen ermöglicht: "Die neuen Bilder demonstrieren eindrucksvoll, welch enormer Fortschritt mit Alma in unserem Verständnis des Weltalls möglich ist", sagt Stefanie Mühle, Managerin des deutschen Alma-Regionalzentrums an der Universität Bonn.
Besser als "Hubble"
Die Scheibe im Sternbild Stier demonstriert die Entstehung einer Welt: Sterne entstehen aus kosmischen Gas- und Staubwolken, in denen sich von Schwerkraft getrieben die heißen Kerne zusammenballen. Die restliche Wolke sammelt sich in einer protoplanetaren Scheibe um den jungen Stern. In dieser Scheibe ballt sich wiederum Materie zusammen, und mit der Zeit entstehen daraus Asteroiden, Kometen und Planeten. Größere planetare Körper pflügen Spalten und Ringe in die Scheibe, wie sie jetzt mit dem Radioteleskop Alma beobachtet wurden.
Die beobachtete Staubscheibe ist 450 Lichtjahre entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht fast zehn Billionen Kilometern.
Um die Details in der Staubscheibe erkennen zu können, haben die Astronomen die zahlreichen Antennenschüsseln des Alma-Observatoriums zu einem virtuellen Riesen-Radioteleskop zusammengeschaltet. Auf diese Weise erreicht die Anlage eine Detailschärfe, die auch jene des "Hubble"-Weltraumteleskops übersteigt - allerdings bei einer anderen Wellenlänge.
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Protoplanetare Scheibe im Sternbild Stier: Überraschend Planeten entdeckt
450 Lichtjahre entfernte Staubscheibe: "Das ist überraschend, da so junge Sterne eigentlich keine großen planetaren Begleiter haben sollten, die in der Lage sind, die Strukturen zu verursachen, die wir beobachten."
Scheibe mit Löchern: Deutlich sind in der Scheibe dunkle Ringe und Lücken zu erkennen, die höchstwahrscheinlich von entstehenden Planeten stammen.
Umgebung der jungen Staubscheibe: Die Aufnahme legt nahe, dass Planeten um frisch geborene Sterne deutlich früher entstehen als angenommen.
Umgebung des Sterns HL Tauri: Die Staubscheibe umgibt den jungen Stern.
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