Explosion auf Neutronenstern "Superburst" erleuchtet Sonnenleiche
Der "Superburst" spielte sich auf einem 25.000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern ab. Kanadische Physiker beobachteten eine mächtige Explosion an der Oberfläche der verloschenen Sonne - entstanden durch Kernfusion. Dabei wurde in etwa drei Stunden so viel Energie frei, wie unsere Sonne in 100 Jahren abgibt. Röntgenstahlung erleuchtete bei dem extrem seltenen Ereignis die Gasscheibe um den Neutronenstern und machte so das sonst nicht wahrnehmbare Plasma für ein Röntgenspektroskop der Nasa sichtbar.
Der schwere Neutronenstern zieht Materie an, die sich in einer etwa zehn bis 100 Meter dicken Schicht um den Kern herum ansiedelt. Die Schicht besteht zum Großteil aus Helium. Wenn dieses Helium per Kernfusion in Kohlenstoff umgewandelt wird, entstehen riesige Energiemengen und ein starker Blitz von Röntgenstrahlung. Diese Blitze können innerhalb eines Tages mehrmals entstehen, sie dauern üblicherweise etwa zehn Sekunden.
Der "Superburst", den David Ballantyne von der Universität von Toronto und Tod Strohmayer von der Nasa jetzt beobachten konnten, war etwa tausend mal stärker als diese kleinen Blitze. Solche Ausbrüche sind sehr selten. Man vermutet, dass "Superbursts" entstehen, wenn sich so viel Kohlenstoff aus der Heliumfusion angesammelt hat, dass dieser wiederum zu fusionieren beginnt. Schätzungen gehen davon aus, dass es mehrere Jahre dauert, bis sich die entsprechende Menge angesammelt hat.
Für die Forscher interessant ist an dem starken Ausbruch vor allem, dass die Röntgenstrahlung die unmittelbare Umgebung des Neutronensterns mit dem Namen 4U 1820-30 kurz "erleuchtete". Mit dem Spektroskop konnten die Astrophysiker beobachten, wie sich die sogenannte "Akkretionsscheibe", ein Wirbel aus heißem Gas um den Stern, nach dem Ausbruch verhielt. Diese Gas-Scheiben sind für gewöhnliche Teleskope unsichtbar. In einer Simulation machten Ballantyne und Strohmayer die sensationelle Beobachtung jetzt auch für menschliche Augen sichtbar: Ein benachbarter Stern versorgt die Scheibe mit Materie, dann wird das Plasma durch die Explosion aufgewühlt und erleuchtet.
Neutronensterne sind die "kleinen Brüder" von schwarzen Löchern: Körper von extrem hoher Dichte, Überreste kollabierter Sonnen. Der Neutronenstern, auf dem sich die gewaltige Explosion ereignete, konzentriert die Masse unserer Sonne in einer Kugel, die einen Durchmesser von weniger als 50 Kilometern hat. Mit den bei der Explosion aufgezeichneten Daten lässt sich mehr als bisher über das Verhalten der heißen Plasmascheibe um die Sonnenleiche herum herausfinden. Auch Quasare und schwarze Löcher sind von solchen Scheiben umgeben. Schwarze Löcher produzieren aber keine Ausbrüche von Röntgenstrahlung.