
Wasser auf dem Mond: Dünne Schicht aus Molekülen
Feuchter Staub Forscher finden Wasser auf dem Mond
Grautöne bis zum Horizont und nichts als Staub: Wer sich die Bilder der "Apollo"- auf dem ansieht (siehe Fotostrecke links), käme kaum auf die Idee, dass es auf dem Erdtrabanten Wasser geben könnte. Bestenfalls in der ewigen Nacht von Kratern an den Mondpolen könnte Eis liegen, glaubten Forscher bislang. Und selbst dann gebe es nur ein paar exotische Vorkommen in ganz speziellen Glaskügelchen. Doch nun haben gleich drei Sonden Belege dafür gefunden, dass Wasser überall auf dem Mond vorkommen dürfte.
Die Studien zeigen, dass eine dünne Schicht von Wassermolekülen und Hydroxylradikalen - sie bestehen aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom - den Mond in weiten Teilen bedeckt. Die Moleküle, so glauben die Forscher, sind mit dem Mondstaub vermischt. An den Polen gibt es demnach die höchsten Konzentrationen, doch auch der Rest der Oberfläche scheint an vielen Stellen interessant. Bis zu 900 Gramm Wasser pro Tonne Mondgestein prognostizieren die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science".
Mit dem "Moon Mineralogy Mapper" an Bord der mittlerweile nicht mehr funktionstüchtigen indischen Sonde "Chandrayaan-1" hatte ein Team um Carle Pieters von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island) das Wasser spektrografisch nachgewiesen. "Wenn von Wasser auf dem Mond die Rede ist, dann sprechen wir nicht über Seen oder Ozeane, noch nicht einmal über Pfützen", sagt Pieters. Stattdessen seien die Moleküle in den obersten Millimetern des Mondbodens versteckt.
Dorthin könnten sie mit Hilfe von Kometen gekommen sein. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich die Moleküle aus dem Sonnenwind beim Kontakt mit den Mineralien an der Mondoberfläche gebildet haben. Die schnellen Protonen des Sonnenwinds könnten mit den Sauerstoffatomen im Gestein reagiert haben. Möglicherweise sind auch beide Prozesse parallel abgelaufen.
Erkenntnisse als Abfallprodukte anderer Missionen
Besonders interessant an zwei der drei nun vorgestellten Mond-Fachartikeln ist, dass sie gleichsam Abfallprodukte von Missionen sind, die eigentlich andere wissenschaftliche Ziele hatten. Ein Team um Roger Clark vom Geologischen Dienst der USA (USGS) hatte zum Beispiel alte Spektrometer-Daten der Raumsonde "Cassini" ausgewertet. Sie war bereits 1999 auf ihrem Weg zum am Mond vorbeigeflogen. Die Entdeckung werde "für immer unseren Blick auf den Mond verändern", sagt Clark nun.
Die Forschergruppe um Jessica Sunshine von der University of Maryland hatte Ergebnisse der Sonde "Deep Impact" für ihre Analysen verwendet. Das Gerät hatte sich vor allem dem Kometen "Tempel 1" gewidmet. Auf dem Weg zum Kometen "103P/Hartley 2", der im November 2010 erreicht werden soll, flog das Observatorium mehrmals am Mond vorbei.
Genau genommen war "Deep Impact" die einzige der drei Sonden, die das Wasser direkt nachweisen konnte. Die beiden anderen konnten nicht zwischen Wassermolekülen und Hydroxylradikalen unterscheiden. Das Spektrometer der Kometenmission war, so erklären die Forscher nun, besonders präzise. Das machte die komplizierte Unterscheidung möglich - und bestätigte nebenbei die Ergebnisse der anderen beiden Forschergruppen, die nur die charakteristische chemische Bindung zwischen Wasserstoff und Sauerstoff nachweisen konnten.
Vorkommen wahrscheinlich kaum nutzbar
Die Entdeckung, dass der Mond kein absolut trockener Ort ist, kommt zu einer interessanten Zeit. Gerade wackeln die Pläne der Nasa für eine Rückkehr zum Erdtrabanten. Die Aussicht auf dortige Wasservorkommen könnte die Diskussion über eine Kolonisierung des Monds wieder aufleben lassen - auch wenn die nun nachgewiesenen Vorkommen mit heutigen technischen Mitteln kaum nutzbar sein dürften.
"Es könnte sogar noch 'feuchtere' Regionen abseits der bereits untersuchten Plätze geben", schreibt Paul Lucey von der University of Hawaii in einem Kommentar zu den aktuellen Forschungsergebnissen. Er war nicht an den Entdeckungen beteiligt - und verweist darauf, dass die Annahme, der Mond sei ein trockener Ort, nun revidiert werden müsse.
Für weitere Untersuchungen gibt es schon bald eine Möglichkeit. Am 9. Oktober soll der -Satellit "LCROSS" den Einschlag einer Raketenstufe am Südpol des Mondes beobachten. Bei der Analyse des dabei aufgewirbelten Staubs wollen die Forscher die Existenz von Wasser nachweisen. Kurz nach dem ersten Einschlag wird dann auch "LCROSS" in den ewigen Schatten des Kraters "Cabeus A" stürzen.