Navigationssystem Galileo: 30 Satelliten bis 2020 geplant
Foto: ESAAuch der zweite im August 2014 fehlgeleitete Satellit des europäischen Navigationssystems Galileo hat jetzt eine korrigierte Umlaufbahn erreicht, wie die Esa berichtet. Er soll umfassend getestet werden. Die beiden Satelliten, Nummer fünf und sechs in der Galileo-Reihe, waren nach dem Start in Kourou in Französisch-Guyana wegen eines technischen Defekts in eine falsche Umlaufbahn geraten.
Satellit Nummer sechs flog daraufhin zwischen 25.900 und 13.700 Kilometern über der Erde. Mit vierzehn Manövern wurde seine Bahn korrigiert. Die Esa hob den tiefsten Punkt der Umlaufbahn dabei um mehr als 3500 Kilometer nach oben. Nun ist seine Bahn deutlich kreisförmiger. Begonnen hatte die Rettungsaktion Mitte Januar.
Der fünfte, zuvor ebenfalls falsch ausgesetzte Satellit, hat seine korrigierte Umlaufbahn bereits Ende November 2014 erreicht. "Galileo 5" und "Galileo 6" fliegen nun quasi gespiegelt auf genau gegenüberliegenden Seiten der Erde und erreichen alle 20 Tage die gleichen Orte. So ließen sie sich laut Esa einfach mit dem Standardzyklus der anderen Galileo-Satelliten von zehn Tagen synchronisieren.
Techniktest nach Strahlenangriff
Die Technik von "Galileo 5" wurde bereits getestet. Mit einer Antenne mit 20 Meter Durchmesser will die Esa nun auch Stärke und Struktur der Navigationssignale von "Galileo 6" überprüfen.
Auf ihrem Irrflug durchs All waren die Satelliten an den Rand des Van-Allen-Gürtels geraten, einen Strom geladener Teilchen, die der Technik an Bord hätten gefährlich werden können. In der korrigierten Umlaufbahn ist die Strahlung nun deutlich geringer, so dass die Satellitentechnik hoffentlich zuverlässig funktionieren wird.
"Ich bin sehr stolz auf das, was unser Team erreicht hat", sagt Marco Falcone, der das Galileo-Projekt bei der Esa betreut. Nach der Panne habe man von Anfang an versucht, die Mission zu retten. Ob das gelingen würde, war lange unklar. Noch im Oktober 2014 hatten Esa-Experten über grundsätzlich alternative Einsatzmöglichkeiten der Satelliten auf der falschen Bahn spekuliert. Demnach ließen sich mit ihnen Phänomene aus der Relativitätstheorie oder Gravitationswellen erforschen.
Ob die Satelliten auf der verbesserten Bahn als Teil des Galileo-Systems eingesetzt werden können, ist noch offen. Letztlich entscheidet die Europäische Kommission aufgrund der Testergebnisse über die Zukunft der Geräte. Alternativ zur Navigation könnten sie auch als Rettungssysteme genutzt werden, etwa um verunglückte Seefahrer, Piloten oder Freizeitsportler in entlegenen Gegenden aufzuspüren.
Die beiden nächsten Galileo-Satelliten von insgesamt 30 geplanten sollen am 27. März starten. Bis 2020 soll das System voll einsatzfähig sein.
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Galileo-Satelliten Nummer 5 und 6 auf dem Weg ins All (Computergrafik): Nach dem Start in Kourou wurden die beiden wichtigen Bestandteile des weltraumgestützten Navigationssystems in einer elliptischen statt einer kreisförmigen Umlaufbahn ausgesetzt.
Start der Satelliten am 22. August in Kourou: Weil eine Hydrazin-Leitung der Oberstufe während des Starts im August "temporär" eingefroren war, wurden zwei Lagekontrolldüsen der "Sojus"-Rakete nicht ausreichend mit Treibstoff versorgt. Die Europäer wollen mit den Galileo-Satelliten eine Alternative zu anderen Navigationssystemen wie GPS aufbauen.
Galileo-Satellit im All (Computergrafik): Normalerweise umkreisen die Sonden die Erde in 23.000 Kilometer Höhe.
"Galileo"-Flotte im Orbit (Computergrafik): Insgesamt 30 Satelliten soll es geben, wenn das System eines Tages komplett ist. Vier Satelliten sind bisher auf ihren Umlaufbahnen positioniert worden. Zwei Orbiter waren zuvor getestet worden. Nun gab es bei zwei weiteren Satelliten die Panne beim Aussetzen im All.
"Sojus" beim Start (Computergrafik): Bei allen Alleingängen hat Galileo die Europäer in einem entscheidenden Feld zur Kooperation gebracht. Zusammen mit russischen Spezialisten haben sie eine "Sojus"-Rampe auf dem Weltraumbahnhof Kourou hochgezogen.
Vor dem Aussetzen der Nutzlast im Orbit (Computergrafik): Die russischen "Sojus"-Raketen sind für die Europäer vor allem deswegen interessant, weil sie pro Start deutlich weniger kosten als die "Ariane".
Aussetzen eines Galileo-Satelliten (Computergrafik): Das System soll ab 2015 erste Dienste anbieten, die volle Einsatztauglichkeit ist erst für Ende des Jahrzehnts geplant.
Atomuhr an Bord des Satelliten (grafische Darstellung): Die Wasserstoff-Atomuhren haben nach Herstellerangaben eine Lebenszeit von etwa zwölf Jahren, die Rubidium-Atomuhren sollen deutlich länger nutzbar sein.
So funktioniert die Navigation: Die Satelliten funken Zeitinformationen zusammen mit ihrer aktuellen Position zur Erde. Dort kann ein Empfänger aus der Laufzeit des Signals seinen Standort genau berechnen, wenn er mindestens vier Satelliten im Blick hat.
"Sojus"-Startrampe in Kourou: Der Start in Äquatornähe spart gehörig Raketentreibstoff, weil sich die Rotation der Erde mitnutzen lässt.
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