Gefährliche Shuttle-Panne
Bremse 20 Jahre lang verkehrt herum eingebaut
Die Nasa-Techniker müssen erneut eine peinliche Panne eingestehen. In einem Space Shuttle ist der Antrieb der Bremsruder am Heck falsch herum montiert - und zwar schon seit über 20 Jahren. Im Extremfall hätte eine Landung zum Desaster führen können.
Die US-Weltraumbehörde Nasa kommt nicht heraus aus den Negativschlagzeilen. Nach der "Columbia"-Katastrophe mussten die Techniker nun eingestehen, dass sie schon seit Jahren mindestens eine Raumfähre mit falsch montiertem Bremsruderantrieb ins All schießen.
Shuttle-Manager Bill Parsons kündigte am Montag an, er wolle untersuchen lassen, warum die Bremsantriebe im Heck von "Discovery" in den letzten zwei Jahrzehnten niemals inspiziert worden seien. Bei den Antrieben handelt es sich teilweise noch um die Originalteile. Sie bringen das Bremsruder in eine Position, die die Geschwindigkeit des Shuttles beim Landeanflug reduzieren soll und dienen gleichzeitig der Steuerung.
Die Antriebe waren teilweise falsch herum montiert und hätten im Extremfall eine Katastrophe bei der Landung verursachen können. Passiert ist dies glücklicherweise nicht. "Das war nicht gut", kommentierte Parsons die nun entdeckte Panne. Wenn auch nur einer der insgesamt vier Antriebe versage, sei eine sichere Landung nicht mehr gewährleistet, teilte die Nasa mit.
Parsons erklärte, die Bremsantriebe bei allen drei verbliebenen Fähren würden schnellstmöglich geprüft, überholt und neu montiert, um den für März 2005 geplanten ersten Starttermin halten zu können. Die zusätzliche Arbeit sorge für ein bis zwei Wochen Verzögerung, dies sei jedoch kein Problem.
"Wegen der besonderen Art der Antriebe kann man Fehler machen und sie falsch montieren", sagte Parsons. Außerdem habe es keine guten Routinen in den üblichen Zeitplänen gegeben, um derartige Fehler zu finden. Er fügte hinzu, der Hersteller der Ruderantriebe habe mittlerweile eine verbesserte Qualitätskontrolle. Die Kommission zur Untersuchung der Absturzursache von "Columbia" hatte im vergangenen Jahr festgestellt, dass vor allem die interne Organisation der Nasa Schuld an der Katastrophe sei.
"Columbia" war wegen Beschädigungen am Hitzeschild beim Landeanflug im Februar 2003 auseinander gebrochen, alle sieben Astronauten an Bord kamen ums Leben. Nach dem Absturz verschärfte die Nasa die Sicherheitsvorschriften. So muss künftig bei jedem Shuttle-Flug eine zweite Fähre startklar am Boden stehen, um im Notfall zu einem Rettungsflug abheben zu können. Der nächste Start eines Space Shuttle ist in einem Jahr geplant. Die Fähre "Discovery" soll unter anderem weitere Module zur internationalen Raumstation ISS transportieren. Als Rettungsfähre ist "Atlantis" vorgesehen.