Satellitenbild der Woche Paradies im Plastikstrudel

Nahezu perfektes Wetter und eine kleine Koralleninsel - aus der Luft betrachtet wirkt Henderson Island idyllisch. Doch das Paradies im Pazifik droht im Plastikmüll zu ersticken.
Satellitenbild von Henderson Island

Satellitenbild von Henderson Island

Foto: ESA/ Copernicus Sentinel data

Nur ein paar Miniwölkchen trüben das Wetter im Südpazifik. Es scheint, als sei die Insel, die auf dem Satellitenfoto ein wenig wie ein kleiner Vogel aussieht, der perfekte Ort. Und tatsächlich: Auch bei näherer Betrachtung erscheint Henderson Island wie das Paradies: Tiefblaues Meer, weiße Sandstrände und hier und da Palmen prägen die Landschaft. Wegen seiner außergewöhnlichen Natur und der Unberührtheit ist das Eiland, das zu den Pitcairninseln gehört, zum Unesco-Welterbe ernannt worden.

Doch mit dem Traumurlaub vor Ort könnte es schwierig werden. Zum einen ist es mit der Anreise so ein Sache. Die etwa zehn Kilometer lange und fünf Kilometer breite Koralleninsel gehört zu den abgelegensten Orten der Erde, sie liegt etwa auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Chile mitten im Meer.

Video: Ein Plastik-fressendes Enzym als Hoffnungsträger?

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Aber weit schwerwiegender ist ein anderes Problem: Das Paradies im Südpazifik versinkt im Plastikmüll - dabei ist die Insel nicht mal bewohnt. Täglich werden Tausende neue Teile aus dem Meer angespült, Henderson Island ist zu einer Sammelstätte für den weltweit wachsenden Plastikmüll geworden.

Forscher hatten für eine Studie, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, die Region untersucht. 2015, zum Zeitpunkt der Erhebung, fanden sie etwa 38 Millionen Plastikteile mit einem Gewicht von 17,6 Tonnen auf der Insel - nirgendwo sonst auf der Welt wurde bisher eine größere Plastikmülldichte festgestellt als auf Henderson Island.

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Henderson Island: Kein Mensch, überall Abfall

Foto: J. Lavers/ DPA

Die Forscher rechneten aus, dass pro Quadratmeter täglich 27 weitere Teile angeschwemmt werden. Inzwischen dürfte die Plastikmüllmenge also noch deutlich höher liegen. Unter den gefundenen Teilen waren Fischereizubehör wie Leinen, Netze und Bojen, aber auch Lutscherstiele, Zahnbürsten, Strohhalme und Besteck.

Das meiste Plastik lag am Strand im Sand. 68 Prozent befanden sich in den ersten zehn Zentimetern unter der Oberfläche. Insgesamt fanden die Forscher fast 4500 Teile pro Quadratmeter - die meisten von ihnen kleiner als fünf Millimeter. Doch die tatsächliche Menge ist wohl noch größer, denn tiefer gruben die Forscher nicht. Zudem berücksichtigten sie Mikroplastik unter zwei Millimetern Größe nicht.

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Satellitenbild der Woche: Schnappschüsse aus dem All

Foto: Joshua Stevens/ NASA

Die Funde zeigen auch, wie der Transport von Plastikmüll in den Meeren grundsätzlich funktioniert. Die Forscher fanden Gegenstände aus Russland, Europa und den USA - sie alle hatten es bis hierher geschafft.

Der Grund für die starke Verschmutzung der Natur auf Henderson Island könnte im Südpazifik-Wirbel liegen, einem der bekannten Müllstrudel der Weltmeere. Hier sammeln sich riesige Mengen Plastik an.

Schätzungen zufolge gelangen jedes Jahr mehr als zehn Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane. Das Material bleibt teilweise über Jahrhunderte erhalten - bei einer einzigen Plastikflasche gehen Forscher von 450 Jahren aus.

Interaktive Karte: Wo der Plastikmüll herkommt

Das hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt. Tiere verfangen sich im Kunststoff und verenden. Außerdem nehmen sie kleinere Partikel auf, so gelangt Mikroplastik in die Nahrungskette. Über die Folgen für Umwelt und Gesundheit weiß man noch nicht viel - aber dass es wohl besser ist, wenn kein Plastik drin wäre, ist sicher.

joe
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